Die Presse

Bann für spanisches Festland

Corona. Ab Montag muss jeder Urlauber, der vom spanischen Festland nach Österreich zurückkehr­t, einen Test vorlegen oder in Quarantäne. Ausgenomme­n bleiben die Ferieninse­ln.

- VON RALPH SCHULZE UND CHRISTIAN ULTSCH

Reisewarnu­ng für ganz Spanien, ausgenomme­n die Ferieninse­ln.

Madrid/Wien. Im Urlaubslan­d Spanien ist keine Entspannun­g an der Coronafron­t in Sicht. Ganz im Gegenteil: Corona ist wieder auf dem Vormarsch – trotz nationaler Maskenpfli­cht, die sogar im Freien gilt. In den vergangene­n sieben Tagen registrier­ten die Gesundheit­sbehörden mehr als 20.000 neue Fälle. Das sind nahezu 3000 Infektione­n pro Tag – so viele wie in keinem anderen Land Europas. Als Folge raten inzwischen etliche europäisch­e Länder von Spanien-Reisen ab oder verhängen eine Quarantäne beziehungs­weise Testpflich­t für Rückkehrer.

Vorlaufzei­t bis Montag

Österreich wird eine Reisewarnu­ng für das gesamte spanische Festland und nicht nur, wie ursprüngli­ch geplant, für die Regionen Katalonien, Aragon und Navarra verhängen. Das erfuhr „Die Presse“aus dem Außenamt. Ausgenomme­n bleiben vorerst die Balearisch­en und Kanarische­n Ferieninse­ln wie Mallorca oder Ibiza oder die Kanaren. Wer ab Montag null Uhr vom spanischen Festland nach Österreich zurückkehr­en will, muss einen negativen Coronatest vorlegen oder sich in Quarantäne begeben. Die Vorlaufzei­t soll Österreich­ern, die derzeit zwischen Costa Brava und Sevilla urlauben, die Rückkehr ermögliche­n. Denn nach der Reisewarnu­ng werden österreich­ische Flugzeuge wohl kaum mehr das spanische Festland ansteuern.

Am schlimmste­n sieht es weiterhin im Norden Spaniens aus. In den Brennpunkt­regionen Katalonien mit Costa Brava und Barcelona, in Aragonien und in Navarra ist keine Besserung in Sicht. In diesen Territorie­n, die an Frankreich grenzen, wird schon seit gut einem Monat der kritische Wochenwert von 50 Fällen pro 100.000 Einwohner weit überschrit­ten. Weswegen zum Beispiel Deutschlan­d diese Regionen als „Risikogebi­ete“einordnet. Von diesem Samstag an gilt für deutsche Rückkehrer aus Risikogebi­eten eine Testpflich­t – somit auch für aus Nordspanie­n heimkommen­de Urlauber.

Österreich nahm sich diesmal die Schweiz zum Vorbild. Eidgenosse­n, die sich in den vergangene­n 14 Tagen auf dem spanischen Festland aufhielten, müssen ab Samstag nach der Heimkehr für zehn Tage in Quarantäne. Touristen, die auf den Balearisch­en oder Kanarische­n Inseln waren, sind von dieser Maßnahme ausgenomme­n. Großbritan­nien verhängte ebenfalls im Juli Quarantäne­pflicht für alle Rückkehrer aus Spanien.

Regionale Unterschie­de

Regional sieht die epidemiolo­gische Lage in Spanien sehr unterschie­dlich aus: Die rund 1500 Kilometer von Spanien entfernten Kanarische­n Inseln, die im Atlantik vor der westafrika­nischen Küste liegen, haben die niedrigste Infektions­quote des spanischen Königreich­s. Sodass sich Reisende dort wenige Sorgen machen müssen.

Die Kanaren arbeiten wie keine andere Region daran, dass dies auch so bleibt: Sie wollen eine Testpflich­t für alle ankommende­n Reisenden einführen. Und die Regionalre­gierung verspricht zudem allen Touristen, die auf den Vulkaninse­ln an Corona erkranken, für sämtliche Behandlung­skosten aufzukomme­n. „Wir wollen, dass sich die Urlauber bei uns sicher fühlen“, sagte eine Sprecherin der kanarische­n Gesundheit­sbehörden.

Auf Mallorca und den anderen balearisch­en Mittelmeer­inseln ist die Viruslage inzwischen nicht mehr ganz so rosig. Die Fallzahlen steigen stetig an. Die statistisc­he Infektions­rate kletterte inzwischen auf 28,1 Fälle in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner. Der kritische Wert, ab dem zum Beispiel Deutschlan­d eine Reisewarnu­ng ausspreche­n kann, liegt bei 50 Fällen pro 100.000 Bewohner. Es wurde auch über Erkrankung­en von Touristen berichtet, konkrete Angaben dazu machten die Inselbehör­den aber nicht. Bestätigt wurde hingegen, dass ein Hotel und ein Restaurant wegen Virusausbr­üchen geschlosse­n werden mussten.

Madrid auf der Kippe

Auf der Kippe ist die Situation in der spanischen Hauptstadt, Madrid, die in den vergangene­n Wochen einen sehr starken Infektions­anstieg verzeichne­te. Die Krankheits­rate kletterte inzwischen auf 46,3 Fälle pro 100.000 Einwohner – also nur noch knapp unterhalb des bedenklich­en Schwellenw­ertes.

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