Die Presse

See-Cluster stabil, neue Hilfsaktio­n

Corona. Rund um St. Wolfgang haben sich laut neuer Ages-Analyse 107 Menschen infiziert, unter Tourismusm­itarbeiter­n kamen aber zuletzt nur zwei neue Fälle dazu.

- VON CHRISTINE IMLINGER

Wien. Rund um einen der prominente­sten Corona-Cluster der jüngsten Zeit scheint sich die Lage zu beruhigen. In St. Wolfgang wurden am Montag und Dienstag neuerlich 401 Tourismusm­itarbeiter getestet, zwei der Tests sind positiv ausgefalle­n, das ergab die Testaktion der Ages. Damit sind nunmehr 58 infizierte Personen dem Cluster St. Wolfgang zuzuordnen.

Dieser Cluster hat sich freilich über die Region verbreitet. Wie und wie stark, das haben die Infektions­epidemiolo­gen der Ages nun untersucht. Sie kamen zu dem Schluss, dass, wie vermutet, die meisten Infektione­n in den Bars 13er-Haus und W3 stattgefun­den haben. In Summe wurden um den Ausbruch 107 Fälle identifizi­ert, 71 mit Wohnort in Oberösterr­eich, 15 mit Wohnort in Niederöste­rreich, zehn aus Salzburg, sieben aus Wien, zwei aus dem Burgenland und je ein Fall mit Wohnort in der Steiermark und in Tirol.

Insgesamt waren unter den Betroffene­n demnach 37 Praktikant­en von Hotel- oder Gastrobetr­ieben, 30 Fälle betrafen das Stammperso­nal, 16 Personen mit Aufenthalt in der Region und sieben waren Folgefälle im familiären Umfeld. Die Ausbreitun­g sei laut Ages unter Kontrolle. Eine stärkere Verbreitun­g unter Gästen konnte vermutlich verhindert werden, weil das Personal dort verpflicht­end MundNasen-Schutz trug. „Der Cluster in St. Wolfgang zeigt, das Virus ist noch immer unter uns“, so Landeshaup­tmann Thomas Stelzer (ÖVP) zu den Testresult­aten, er sieht damit den restriktiv­en Weg Oberösterr­eichs, Stichwort Maskenpfli­cht in der Gastro, als bestätigt.

In St. Wolfgang selbst laufen die strengen Maßnahmen aufgrund der stabileren Situation dort und im ganzen zuvor massiv betroffene­n Bundesland (aktuell zählt das Land dort 247 aktive Fälle, noch kürzlich waren es mehr als doppelt so viele) aus: Gäste müssen ab 9. August bei der Abreise kein Datenblatt mehr ausfüllen, die auf 23 Uhr vorgezogen­e Sperrstund­e fällt, und die zwei freiwillig geschlosse­nen Bars öffnen wieder.

Aber auch künftig sollen jede Woche Tourismus- und Gastromita­rbeiter getestet werden, sagt Hans Wieser, der Geschäftsf­ührer vom Wolfgangse­e-Tourismus. Zur nächsten Testung seien 530 Mitarbeite­r aus der Region angemeldet. Einzelne Betriebe werben damit, ihre Belegschaf­ten überhaupt alle fünf Tage durchzutes­ten. Die Teststatio­nen für Gäste wurden aber wieder abgebaut, das sei nicht mehr notwendig, sagt Hans Wieser.

Quarantäne: Zehn Tage reichen

Auch die Lage bessert sich. Bei Ferienwohn­ungen etwa hätten sich die Ausfälle in Grenzen gehalten. Aber gerade größere Häuser waren mit Stornos jenseits der 50 Prozent schwer betroffen. „Aber die Lage bessert sich“, berichtet Wieser von weniger Stornos. Und davon, dass einzelne die Gelegenhei­t nutzen, vielleicht günstiger in einem der prominente­n Häuser am See zu urlauben. Schließlic­h sind die in der Hochsaison gewöhnlich gut gebucht, auch heuer war der Ort im Juli so gut wie voll, sagt Wieser.

Das Land Oberösterr­eich investiert trotzdem viel Geld in den dortigen Tourismus: Eine Million Euro sollen als Zuschüsse an von

Ausfällen betroffene Betriebe und in eine Medienkamp­agne fließen.

Coronahilf­en einer anderen Art wurden am Mittwoch von NGOs angekündig­t: Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Rotes Kreuz, Samariterb­und und Volkshilfe starten mit dem ORF die Initiative Österreich hilft Österreich. Die soll, neben Licht ins Dunkel und Nachbar in Not eine dritte große Hilfsaktio­n sein und vor allem soziale Auswirkung­en der Krise abfedern.

Dass die in absehbarer Zeit nicht vorbei sein wird, darauf weisen die jüngsten Infektions­zahlen hin: Am Donnerstag war die Zahl der Infizierte­n binnen 24 Stunden zum ersten Mal im August wieder dreistelli­g. 130 neue Fälle sind dazugekomm­en, 67 Fälle davon wurden in Wien festgestel­lt.

Für Neu-Infizierte gelten nun neue Regeln: Infizierte und enge Kontaktper­sonen müssen nun statt bisher 14 nur noch zehn Tage in Quarantäne. Erkrankte müssen vor Beendigung einer Quarantäne aber 48 Stunden symptomfre­i sein. Wer schwer erkrankt war, braucht für die Beendigung der Quarantäne einen negativen PCR-Test.

Newspapers in German

Newspapers from Austria