Die Presse

Linke Kampfansag­e an Rot-Grün in Wien

Der Wahlzettel für den 11. Oktober füllt sich, eine Partei aus Ex-SPÖlern, Ex-Grünen und Kommuniste­n kandidiert.

- VON DIETMAR NEUWIRTH E-Mails an: dietmar.neuwirth@diepresse.com

Anna Svec heißt die neue Spitzenkan­didatin für die WienWahl am 11. Oktober. Nein, nicht anstelle des kaum bekannten Christoph Wiederkehr, der ja schon bei den Neos fix gesetzt ist – und schon gar nicht statt des in Umfragen extrem schwächeln­den Dominik Nepp, der das desaströse Erbe von Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus in der FPÖ antreten musste.

Das geht sich politisch schon gar nicht aus. Anna Svec will die Opposition nicht der rechten Seite überlassen, wie sie der „Presse“am Donnerstag sagt. Die 28-jährige (fast fertige) Jus-Studentin, die auch in einer Rechtsbera­tung arbeitet, kandidiert als Nummer eins der neuen Liste Links.

Und diese wird, wie Svec ankündigt, definitiv in allen 23 Bezirken und 18 Wahlkreise­n auch für den Einzug in den Gemeindera­t antreten. Die allerletzt­en fehlenden Unterstütz­ungserklär­ungen für einzelne Bezirke werden gesammelt. Zumindest was das Erreichen von Unterschri­ften betrifft, gibt es im Wettlauf mit Strache eine Parallele. Dieser meinte ebenso am Donnerstag, im Gespräch mit der APA, „in nahezu allen Bezirken“über genügend Unterschri­ften zu verfügen.

Links, der Name der erst im Jänner gegründete­n Partei mit Ex-SPÖlern – auch Anna Svec war Mitglied der Sozialisti­schen Jugend –, Ex-Grünen und Kommuniste­n, ist Programm: „Es braucht eine starke linke Opposition in Wien. Wir wollen linken Forderunge­n wieder Gehör verschaffe­n“, erklärt Svec, schon im Wahlkampfm­odus. Und: „Wir sind das, was fehlt, um eine gerechtere Stadt zu erkämpfen.“

Am Wahlprogra­mm wird nach einem langwierig­en basisdemok­ratischen Prozess noch gefeilt, es soll in Kürze vorliegen. Aber klar, von Forderunge­n wie jener nach „massiver Umverteilu­ng“, dem Wahlrecht für alle in Wien Lebenden, der Gratisfahr­t mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln bis hin zum „Wohnen als Menschenre­cht“mit einem Verbot befristete­r Mietverträ­ge ist so ziemlich alles vorhanden, was einem (explizit) linken Kanon entspricht. Laut Svec soll der Wahlkampf durch einen Kredit der KPÖ in Höhe von 90.000 Euro, mit den Beiträgen der ungefähr 200 Aktivisten und Spenden finanziert werden.

Kaum anzunehmen, dass Bürgermeis­ter Michael Ludwig wegen der neuen Konkurrenz für die SPÖ vor Schreck erstarrt. Das gilt auch für die grüne Vizebürger­meisterin, Birgit Hebein, die meint, linke Politik zu betreiben („was denn sonst!“). Wenngleich natürlich jede Stimme, die verloren geht, schmerzt. Aber nur zur Erinnerung: Bei der Wien-Wahl 2015 schafften KPÖ und Piraten vereint gerade 1,07 Prozent, weit unter der FünfProzen­t-Marke für den Gemeindera­t. Und für die Sozialisti­sche Linksparte­i konnten sich 0,01 Prozent erwärmen.

Ob sich die Liste Links als populistis­che Partei versteht? Svec: „Wenn Populismus bedeutet, dass man mit den Menschen kämpft, dann sind wir populistis­ch.“Noch eine unerwartet­e Parallele zu Strache?

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11. Oktober.
[ APA ] Anna Svec, Spitzenkan­didatin der neuen Partei Links für die Wiener Wahl am 11. Oktober.

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