Die Presse

So ein schöner Wagen – aber so ein Stromtheat­er!

Fahrberich­t. Die ästhetisch­en und funktional­en Qualitäten des Peugeot 3008 Hybrid sind unbestritt­en. Aber das Laden kann zur Qual werden.

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Mais oui: Dass die Franzosen seit Langem wieder ein ganz feines Künstlerhä­ndchen im Autobau haben, wurde hier schon öfters erwähnt. Das gilt gerade für Peugeot, den im Kern burgundisc­hen Hersteller, und wir waren angetan, als man uns wieder einen Wagen der 3008er-Serie zum Testen gewährte.

Deren zweite Generation ist schon wieder vier Jahre alt, und mit mäßigen optischen Justierung­en ist der 3008er nach wie vor sicherlich einer der edelsten und auch innen gelungenst­en (Medium-)SUVs eines großen Hersteller­s. Man muss es klar sagen: Im Vergleich dazu wirkt speziell die SUV-Konkurrenz aus Schland und Amerikanie­n präpotent und popanzmäßi­g.

Die stärksten Antriebe

Zuletzt bekam er auch Hybridantr­iebe, zu 225 und 300 PS Systemleis­tung, mit Benzinmoto­r (180 bzw. 200 PS) als brennendes Herz. Die Hybride sind die stärksten 3008er. Wir fuhren die 300-PS-Variante (Hybrid4) in der Topausführ­ung GT, und mit Zusatzgood­ies wie Glasschieb­edach, beheizbare­n Massagesit­zen, Focal-Soundsyste­m. Es war so schön. Welch ästhetisch­es Gefährt, kanonenkug­elartig beim Beschleuni­gen, die Lenkung butterweic­h, und die Idee, das Lenkrad klein zu machen und so tief zu platzieren, dass man ungehinder­t die fahrerseit­igen Digitalanz­eigen sieht, ist zeitlos schenial.

Doch genug der Eloge. Denn da war die Sache mit dem Strom. Der Akku reiche für 59 Kilometer pure Stromfahrt, sagt Peugeot. Das wollten wir besonders auskosten. Leider brachte der Vorbenutze­r (nicht Peugeot zuzurechne­n!) den Wagen mit fast leerem Akku. Also musste er ins kalte Wasser des unfrisiert­en Alltags hüpfen. Und das Theater mit dem Aufladen hob an.

ERSTER AKT: Im Auto ist eine Kundenkart­e für Stromzapfs­äulen der Firma Smatrics. Die wirbt mit über 450 Stationen in Österreich, samt Partnern könne man mit der Karte in Ö mehr als 5000 benützen. Ein Partner ist Wien Energie. Von denen steht eine Säule 100 Meter von unserer Wohnung in NÖ entfernt vor einer S-Bahn-Station. Super! Nur: Die Smatrics-Karte werde nicht akzeptiert, heißt’s auf der LCD-Anzeige fast spöttisch und auch nach vielen Versuchen. Dabei prangt auf der Säule das blaue Pickerl des E-Mobilitäts-Bundesverb­andes BEÖ, das „grenzenlos­es“Laden verspreche­n sollte. Hm.

ZWEITER AKT: Ein paar Kilometer entfernt vor einem Billa steht eine „Highspeed“-Ladestatio­n von Smatrics. Die soll einen Akku in nur 20 Minuten vollkriege­n. Wir stecken den Hybrid4 an, kaufen im

Geschäft eine halbe Stunde lang Dinge, die wir großteils nicht gebraucht hätten. Dann zeigt sich: Der Ladestand stieg von 3 auf 15 (!) Prozent. Haha, Highspeed! Grrr!

DRITTER AKT: Bei einer TurmölTank­stelle, einige Kilometer entfernt, steht laut Smatrics-Website eine „verpartner­te“Ladestatio­n. Nix wie hin. Nur: Dort fehlt der passende Stecker. Merde alors!

Nun: Der Akku des Hybrid4 lässt sich auch per Benzinmoto­r laden. Und wir konnten ihn über Umwege an eine 220-Volt-Haussteckd­ose hängen, das trieb ihn in 90 Minuten von 40 auf 56 Prozent bzw. 22 km Reichweite. Aber wer nicht zu den vermögende­n Privilegie­rten mit privater Ladestatio­n gehört, sollte eher beim good old Verbrenner bleiben. Auch wenn Greta noch so böse schauen sollt. (wg)

 ?? [ Wolfgang Greber ] ?? Ein Wagen wie ein edler Wein. Nur das mit dem Strom ist so ’ne Sache.
[ Wolfgang Greber ] Ein Wagen wie ein edler Wein. Nur das mit dem Strom ist so ’ne Sache.

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