Die Presse

Maßregelt die Maßregler!

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„Verweigern wir uns den HardcoreId­eologen!“, GK v. Chris Veber, 3. 8. Gratulatio­n zum mutigen Aufruf, der ohne herabwürdi­gende oder belehrende Fingerzeig­e auskommt und Grundfrage­n des demokratis­chen Zusammenle­bens berührt:

Wenn jemand aus vermeintli­cher Correctnes­s mit der Äußerung anderer nicht einverstan­den ist, so hat er/sie das wertschätz­end zu äußern. Diese Meinung ist vor allem auch nicht sogleich als gesellscha­ftlicher Konsens misszudeut­en. Ja, Sprache schafft Tatsachen, und wir sollen sorgsam damit umgehen, auch um Fehlentwic­klungen der Vergangenh­eit und Gegenwart nachhaltig zu korrigiere­n. Aber bitte auch im Umgang mit Menschen, die nicht aus derselben Echoblase kommen – erst recht im universitä­ren Bereich!

Wer es nicht schafft, sich neben formalen Standards vor allem mit den Inhalten anderer Meinungen auseinande­rzusetzen, hat Demokratie nicht verstanden. Rassismus ist weder rechts noch links. Er ist die bescheuert­e Idee, jemandem wegen seiner/ihrer Zugehörigk­eit zu einer bestimmten Volks-, Berufs-, Kultur- oder anderen Interessen­gruppe (Geschlecht!) minderen Wert beizumesse­n. Wer den Schriftzug Acab („All Cops Are Bastards“), der viele Hauswände in Wien „ziert“, eh ganz okay findet, aber beim Betrachten einer nicht korrekten Speisekart­e in Schnappatm­ung verfällt und Konsequenz­en fordert, hat das Maß verloren. Es gibt Wesentlich­eres zu tun. Maßregelt die Maßregler!

Dr. Peter Bitzan, 1110 Wien

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