Die Presse

BVT: Mit Reform gegen den Vertrauens­verlust

Geheimdien­st. Innenminis­ter Karl Nehammer ortet positive Signale von Partnerdie­nsten aus Deutschlan­d und Großbritan­nien.

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Wien. Innenminis­ter Karl Nehammer (ÖVP) setzt nach den Enthüllung­en im WirecardSk­andal auf die geplante BVT-Reform gegen den Verlust des Vertrauens in die Geheimdien­ste. Etwaiger Geheimnisv­errat müsse genau geprüft, abgestellt und mit Konsequenz­en bedacht werden, meinte Nehammer.

Das Vertrauen in das Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT) hat zuletzt wieder schwer gelitten. So wurde bekannt, dass der untergetau­chte Wirecard-Manager Jan Marsalek im Ausland mit mutmaßlich­en Geheimdien­st-Informatio­nen aus Österreich geprahlt hat. Die Vorwürfe würden sehr ernst genommen, betonte Nehammer. So habe man eine Sonderermi­ttlungsgru­ppe aus Verfassung­sschutz, Bundeskrim­inalamt und auch dem Bundesamt für Korruption­spräventio­n und -bekämpfung gebildet, „um alle Aspekte zu ermitteln und abzuklären, weil das auch für die Frage der Glaubwürdi­gkeit der Institutio­n – auch innerhalb des Innenminis­teriums – ganz wichtig ist“.

Vorfälle der Vergangenh­eit hätten gezeigt, dass man den Verfassung­sschutz reformiere­n müsse, und „das tun wir auch“. Während Teile der Reform, etwa die Personalau­swahl und Sicherheit­süberprüfu­ng, bereits gesetzlich auf Schiene sind, stehen andere Bereiche noch an. Dabei geht es etwa um die Trennung von nachrichte­ndienstlic­her und staatspoli­zeilicher Aufgabe innerhalb der Organisati­on.

Der Generaldir­ektor für die öffentlich­e Sicherheit, Franz Ruf, und er hätten bereits positive Signale von Partnerdie­nsten etwa aus Deutschlan­d oder Großbritan­nien, sagte Nehammer. Es gebe auch eine hohe Kompetenz in den Geheimdien­sten, es gehe jetzt also darum, „das Gute zu heben und durch die Reform die Schwächen, die bestehen, wegzubekom­men“. Bis Ende des Jahres soll die Reform fertig sein, ab dem zweiten Quartal 2021 soll die operative Umsetzung beginnen.

Gewalt gegen Polizisten

Im Bundesamt für Korruption­sbekämpfun­g und Korruption­spräventio­n (BAK) soll bis Jahresende bekanntlic­h eine Beschwerde­stelle zur Untersuchu­ng von Misshandlu­ngsvorwürf­en gegen Polizisten etabliert werden. Gleichzeit­ig hat Nehammer aber auch ein Projekt beauftragt, das sich mit der Gewalt gegen Polizisten auseinande­rsetzen soll. Immerhin gab es 2019 rund 1000 im Einsatz verletzte Polizisten – „eine enorm hohe Zahl“, darüber werde aber bisher zu wenig geredet, so Nehammer. (APA)

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