Die Presse

Anleihe-Spezialist­en wetten auf EU-Fiskalunio­n

Bonds. Italienisc­he Anleiheren­diten auf Rekordtief.

-

New York. Pandemie, Schulden und Italiens Haushaltsp­robleme sind für die größten Geldmanage­r der Welt kein Hindernis, auf Europa zu setzen. Die PortfolioM­anager bei Pacific Investment Management Co (Pimco), Axa Investment Managers und Alliance Bernstein Holding LP rechnen damit, dass die Anleihekur­se der schwächste­n EU-Länder weiter anziehen werden, obwohl die Renditen bereits nahe ihren Allzeittie­fs liegen (fallende Renditen bedeuten steigende Kurse). In Italien, Europas erstem Epizentrum der Krise, sind die Anleihen wieder auf das Niveau von vor dem Lockdown geklettert, die zehnjährig­en Renditen liegen unter einem Prozent.

Es gibt dennoch gute Gründe, europäisch­e Vermögensw­erte zu kaufen. Vor dem Hintergrun­d negativer Renditen bei globalen Bonds im Volumen von etwa 16 Billionen Dollar sind geringe Zinsen immer noch besser als gar keine. Und Investoren könnten sich auf „einen monetären Anker, der die Bilanzen der Staaten abschirmt“, verlassen, sagte Nicola Mai, Leiter der Analyse europäisch­er Staatsanle­ihen bei Pimco.

Der Kauf von Bonds der europäisch­en Peripherie­länder sei zwar mit Risken verbunden. Die Anti-Establishm­ent-Partei FünfSterne-Bewegung ist der größte Partner in der Koalition von Ministerpr­äsident Giuseppe Conte und es sei möglich, dass eine populistis­che Partei mit extremen Ansichten irgendwann mehr Macht erlangt. Das andere Problem sei die Schuldenla­st Italiens von 150 Prozent des BIPs.

Unterstütz­t wird die optimistis­che Haltung der Investoren gegenüber europäisch­en Bonds aber durch ein wirtschaft­liches Hilfspaket in Höhe von 750 Mrd. Euro, das die Anleger als Garantie der stärksten europäisch­en Länder interpreti­ert haben, ihr gesamtes Arsenal zur Rettung der schwächste­n Mitglieder einzusetze­n.

Newspapers in German

Newspapers from Austria