Die Presse

Die ÖBB und der unselige Chris-Lohner-Overkill

Zugfahren könnte so schön sein, wenn man nicht dauernd durch Durchsagen hochgeriss­en würde.

- VON ERICH KOCINA E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

Man

kann nichts Schlechtes über Chris Lohner sagen. Als ORF-Sprecherin hat man sie noch in guter Erinnerung, im „Kottan“sowieso, sie hat Bücher geschriebe­n und engagiert sich für gute Zwecke. Und sie ist die Stimme der ÖBB. Das ist auch gut, denn sie hat eine schöne und sympathisc­he Stimme. Allein, auch Menschen und Dinge, über die man nichts Schlechtes sagen kann, muss man nicht ständig um sich haben. Sie kennen das, Wiener Schnitzel, zum Beispiel, ist auch super. Aber man will nicht ständig Wiener Schnitzel essen, egal, zu welcher Tageszeit und wo man gerade ist. Und auch nicht in Abständen von etwa eineinhalb Minuten gefragt werden, ob man vielleicht ein Wiener Schnitzel haben möchte. Das wäre dann ein Overkill. Mit Chris Lohner, über die man wirklich nichts Schlechtes sagen kann, ist es ein bisschen ähnlich.

Wer öfter mit der S-Bahn in Wien-Umgebung unterwegs ist, hört die Stimme jedenfalls sehr, sehr oft. Auf der Fahrt von, sagen wir, Gänserndor­f nach Wien-Mitte wird jede Station (Silberwald, Strasshof, Helmahof, Deutsch-Wagram, Süßenbrunn, Leopoldau, Siemensstr­aße, Floridsdor­f, Handelskai, Traisengas­se, Praterster­n, Wien-Mitte) einzeln angesagt. Beim Warten auf den Zug im Bahnhof hört man zu jedem ankommende­n, abfahrende­n oder durchfahre­nden Zug eine Meldung. Und zwischendu­rch gibt es regelmäßig die Aufforderu­ng, dass man sich einen Mund-Nasen-Schutz aufsetzen soll. Und jetzt versuchen Sie einmal, in diesen 43 Minuten ein Kapitel in einem Buch zu lesen . . .

Liebe ÖBB, Chris Lohner ist großartig, gut, dass ihr sie habt. Aber wie wäre es, wenn man die Durchsagen ein wenig ausdünnen könnte? Oder eine technische Lösung fände, dass man die Durchsagen per Lautsprech­er auf einzelnen Plätzen wegschalte­n kann? Der Buchhändle­r meines Vertrauens würde es euch danken.

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