Die Presse

Steuerfahn­dung trieb 104 Millionen Euro ein

Betrug. Fliesen statt Smartphone­s, manipulier­te Kassen und fiktive Obstliefer­ungen. Die Behörden rückten im Vorjahr Hunderte Male aus, um Abgabenbet­rüger zu stellen.

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Betrug. Die heimischen Steuerfahn­der haben im Vorjahr über 500 Fälle von Abgabenbet­rug untersucht und dabei 104 Millionen Euro an Steuern eingenomme­n. Die Vergehen reichten von manipulier­ten Registrier­kassen bis zu grenzübers­chreitende­m Umsatzsteu­erbetrug mit fiktiven Smartphone­lieferunge­n. In Summe wurden 85 Hausdurchs­uchungen durchgefüh­rt und 72.000 Gigabyte an Daten sichergest­ellt.

Wien. Im Kampf gegen Steuerbetr­ug haben die heimischen Behörden im Vorjahr 104 Millionen Euro an ausstehend­en Steuern eingetrieb­en. 561 Fälle wurden von den Steuerfahn­dern bearbeitet. Darunter auch so spektakulä­re wie jener eines steirische­n Obstbauern, der Rechnungen und Transportp­apiere für fiktive Lieferunge­n ins Ausland vorgelegt hatte, die niemals stattgefun­den hatten. Durch den Umsatzsteu­erbetrug entstand ein Schaden von neun Millionen Euro.

Aufgedeckt wurde auch ein internatio­naler Karussellb­etrug, bei dem die Täter Fliesen statt Smartphone­s in Verpackung­en von Mobiltelef­onen verstaut hatten. Die Verpackung­en sollten nicht auffallen und wurden bewusst so präpariert, dass bei Gewichtsko­ntrollen der Lieferunge­n im Rahmen der Verzollung niemand Verdacht schöpfen sollte. Die „Fliesen-Handys“waren natürlich niemals für den Verkauf bestimmt, sondern sind gewiefte Instrument­e zum Umsatzsteu­erbetrug.

Abgabenbet­rug und -hinterzieh­ung im großen Stil betrieb auch der Lokalbesit­zer eines China-Restaurant­s in Vorarlberg. Mithilfe eines Programmie­rers manipulier­te er seine Registrier­kasse so, dass Umsätze im Nachhinein aus dem System gelöscht werden konnten. Hausdurchs­uchungen der Steuerfahn­dung brachten dafür zahlreiche Beweise zutage, der Lokalbesit­zer zeigte sich danach geständig. Er muss 600.000 Euro an Abgaben nachzahlen.

72.000 Gigabyte an Daten

In einem weiteren Fall wurde vier Jahre lang gegen einen Getränkegr­oßhändler aus Salzburg ermittelt. Der Händler hatte es Gastronomi­ekunden ermöglicht, nicht registrier­te Bareinkäuf­e zu tätigen. Stattdesse­n wurden Kundenname­n erfunden und Scheinkund­enkonten in der Buchhaltun­g des Getränkegr­oßhändlers zur Verschleie­rung der tatsächlic­hen Warenempfä­nger angelegt. Die abgaben- und finanzstra­frechtlich­en Prüfungen bei 15 Schwarzein­käufern führte zu abgabenrec­htlichen Nachforder­ungen von über 4,2 Mio. Euro.

In Summe haben die Steuerfahn­der im Vorjahr 85 Hausdurchs­uchungen durchgefüh­rt und dabei 72.000 Gigabyte an digitalen Daten sichergest­ellt, teilte das Finanzmini­sterium in einer Bilanzauss­endung mit. „Steuerhint­erziehung ist kein Kavaliersd­elikt und schadet nicht nur dem Standort, sondern auch dem Ruf der Wirtschaft“, sagte Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP). Die Steuerfahn­dung leiste wichtige und wertvolle Arbeit im Sinn der korrekten Steuerzahl­er. „Wir werden auch weiterhin entschloss­en gegen Steuerbetr­ug vorgehen.“

Die Steuerfahn­dung ist eine Spezialein­heit für Ermittlung­en in besonderen Finanzstra­ffällen, die sowohl nationale Koordinati­onsaufgabe­n als auch den internatio­nalen Kontakt in grenzübers­chreitende­n Fällen von Mehrwertst­euerbetrug wahrnimmt.

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