Die Presse

„Wer erwischt wird, kann gleich heimfliege­n“

Hintergrun­d. Die Veranstalt­er der US Open in New York spannen ein dichtes Sicherheit­snetz. Securitys sollen Spieler und Begleitper­sonen kontrollie­ren, Ausflüge nach Manhattan sind verboten – sonst ist das Turnier schnell vorbei.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

New York/Wien. Am Samstag hat das Warten ein Ende, reist Dominic Thiem erstmals seit über fünf Monaten zu einem ATP-Turnier. Das sollte eigentlich in Cincinnati (Qualifikat­ion ab 20. August) stattfinde­n, wurde aufgrund der angespannt­en Corona-Situation in den USA und der einfachere­n Handhabung – Stichwort Bubble – aber nach New York an den Schauplatz der US Open verlegt. Wer also besonders erfolgreic­h spielt und beim Grand-Slam-Turnier bis zum Ende dabei ist, der verbringt rund vier Wochen in dieser Blase.

Zwei Hotels in Long Island, östlich der Metropole, werden Spielerinn­en, Spielern und deren Entourage zur Verfügung gestellt. Ursprüngli­ch hätten alle Personen in Flughafenh­otels untergebra­cht werden sollen, weil diese aber nicht exklusiv für den Tennistros­s reserviert werden konnten, änderten sich die Pläne. Einige Stars, Thiem ausgenomme­n, bevorzugen es dennoch, ein Haus zu mieten. Von ihren Pflichten enthoben werden sie deshalb aber nicht. Da wie dort werden Securitys die Ein- und Ausgänge bewachen, Hotel und Haus dürfen nur verlassen werden, um zur Anlage nach Flushing Meadows zu fahren.

Das gilt nicht nur für die Spieler, sondern auch für deren Trainer und Physiother­apeuten. Die sonst so beliebten Ausflüge nach Manhattan, speziell zum Abendessen oder Shopping, sind dieses Jahr damit absolut tabu. Wer dennoch dabei erwischt wird – der amerikanis­che Tennisverb­and Usta appelliert trotz aller Regeln stark an die Eigenveran­twortung –, „der kann gleich wieder heimfliege­n“, weiß Dennis Novak, Österreich­s Nummer zwei. Tatsächlic­h werden Spieler, die die Bubble unerlaubt verlassen, umgehend von dem Turnier ausgeschlo­ssen. Wird ein Betreuer beim Regelbruch erwischt, wird ihm für dieses und nächstes Jahr die Akkreditie­rung entzogen.

Novak hofft, dass alle Beteiligte­n der Anziehungs­kraft der pulsierend­en Innenstadt in Coronazeit­en widerstehe­n können. „Ich glaube nicht, dass ein Trainer auf dem Rücken seines Spielers so etwas riskieren würde. Sonst würde es richtig Krach geben“, sagt der 26-Jährige der „Presse“.

Insgesamt sind pro Spieler vier Begleitper­sonen erlaubt. Novak begnügt sich mit Trainer Julian Knowle. Im Falle Thiems sind Coach Nicola´s Massu´, Physio Alex Stober und Freund Lucas Leitner auf jeden Fall in New York dabei. Die vierte Person ist noch offen. Vater Wolfgang Thiem bleibt womöglich in Österreich und kümmert sich um seine Akademie, Manager Herwig Straka würde gegebenenf­alls erst später anreisen.

Wer kommt nach Kitzbühel?

Nach den US Open geht es für die Spieler nach Europa, bei Vorliegen eines negativen Coronatest­s wird es keine Quarantäne­vorschrift­en geben, auch mit Italiens Regierung (Turnier in Rom ab 20. September) wurde dahingehen­d ein Übereinkom­men erzielt. Parallel zur zweiten US-Open-Woche läutet das ATP-250-Event in Kitzbühel die stark reduzierte Sandplatzs­aison ein, am Dienstag wurde die Nennliste veröffentl­icht.

Darauf finden sich gleich zehn Top-20-Spieler, mit Thiem, Alexander Zverev und Matteo Berrettini auch drei Top-Ten-Asse. Voraussetz­ung für ein Antreten in Kitzbühel ist freilich ein verfrühtes Ausscheide­n in New York. Wer dort das Viertelfin­ale erreicht, kann in Tirol unmöglich aufschlage­n. Ein enorm starkes Starterfel­d ist dennoch garantiert. Turnierdir­ektor Alexander Antonitsch: „Die Spieler sind nach dieser langen Pause richtig heiß auf Tennis.“

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[ AFP ] Dennis Novak fliegt mit Freund Dominic Thiem am Samstag nach New York.

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