Fast jeder Zweite könnte von daheim aus arbeiten
Studie. Bisher sind nur 5,8 Prozent aller Angestellten in Österreich regelmäßig im Home-Office tätig. Das könnte sich rasch ändern, sagt eine aktuelle Wifo-Studie. 45 Prozent der Beschäftigten könnten sich den Arbeitsweg sparen.
Wien. Nicht nur viele Unternehmen entdecken das Home-Office für sich (siehe Artikel oben), auch die Volkswirte widmen sich vermehrt dem Thema. Dass in der Coronazeit drei Viertel der österreichischen Betriebe ihre Mitarbeiter zum Arbeiten nach Hause geschickt haben, war ein enormer Bruch mit den bisherigen Gewohnheiten. Im Vorjahr arbeiteten laut Eurostat lediglich 5,8 Prozent der unselbstständig Erwerbstätigen in Österreich gewöhnlich von daheim (inklusive der Selbstständigen sind es zehn Prozent). Bei den Spitzenreitern Finnland und den Niederlanden war die HomeOffice-Rate fast doppelt so hoch.
Doch das müsste nicht so sein, so die Conclusio mancher Wirtschaftsforscher. In einem aktuellen Wifo-Papier, das der „Presse“vorliegt, schätzen die Ökonomen das theoretische Home-Office-Potenzial unter den heimischen Angestellten immerhin auf 45 Prozent.
Büros fast ohne Akademiker
Fast jeder zweite unselbstständig Beschäftigte führe eine Tätigkeit aus, für die er oder sie nicht ins Büro fahren müsste. Zum Zug kommen könnten demnach vor allem Mitarbeiter, die nicht manuelle Tätigkeiten verrichten und nur selten Kundenkontakt haben.
Ein klassisches Beispiel sei etwa die gesamte IT-Branche, wo die Home-Office-Rate schon heute überdurchschnittlich hoch ist. Aber auch ganz klassische Lehrund Bürotätigkeiten könnten in Österreich aus Sicht der Ökonomen künftig vom Wohnzimmer aus erledigt werden. Darüber hinaus dürfte es bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, in der Immobilienwirtschaft, in der öffentlichen Verwaltung sowie in der Energieversorgung ein relativ großes Potenzial für Heimarbeit geben. Selbstständige sind schon heute deutlich weiter. 42,2 Prozent aller heimischen Selbstständigen waren 2019 zumindest teilweise von zu Hause aus tätig.
Wie schon bisher gilt: Die Chance, daheim arbeiten zu können, steigt mit dem Alter – und mit dem Grad der Ausbildung. Während nur jeder Vierte mit Lehrabschluss ein potenzieller Home-Office-Kandidat ist, könnten acht von zehn Akademikern ihren Job genauso gut auch ohne den täglichen Weg ins (Großraum-)Büro erledigen.
Home-Office-Hochburg Wien
Die schlechtesten Aussichten auf eine Tätigkeit im Home-Office haben nach Ansicht der Wifo-Ökonomen Beschäftigte im Tourismus, im Gesundheitswesen sowie im Handel. Analog dazu verteilen sich auch die regionalen Home-OfficePotenziale. Die meisten Heimarbeiter dürften sich künftig in Wien sowie in Oberösterreich finden. Die wenigsten in den Tourismushochburgen Tirol und Kärnten.