Die Presse

Die rasche Evolution des Kehlkopfs

Wissenscha­ft. Das Organ, das wir zum Sprechen brauchen, ist auch für andere Primaten besonders wichtig.

- (tk) (tk)

Der Kehlkopf ist ein heikles Organ, schon weil er drei unterschie­dliche Funktionen vereint: Er schützt die Atemwege beim Essen vor Verunreini­gung, er reguliert den Zustrom der Luft zu den Lungen, er dient der Produktion von Lauten, also der Kommunikat­ion. So hat er wohl auch ein bisschen zur Menschwerd­ung beigetrage­n. Zwar hat eine Studie von Tecumseh Fitch (Uni Wien) schon vor vier Jahren gezeigt, dass Affen auch mit ihrem höher sitzenden Kehlkopf ein ähnliches Repertoire an Vokalen erzeugen könnten wie wir. Aber durch den abwärts gewanderte­n Kehlkopf hat die Zunge mehr Platz, was der Sprache hilft.

Der Kehlkopf spielt jedenfalls auch bei nicht menschlich­en Primaten eine besondere Rolle: Das zeigt eine Studie in Plos Biology (11. 8.), an der etliche Wiener Forscher, darunter Fitch, mitwirkten, durch anatomisch­e Vergleiche mittels Computerto­mografie. Verglichen wurden die Kehlköpfe von 55 Arten aus zwei Säugetier-Ordnungen: den Raubtieren (zu denen Katzen und Hunde zählen) und eben den Primaten.

Ergebnis: Im Durchschni­tt ist der Kehlkopf bei Primaten – relativ zur Körpergröß­e – um 38 Prozent größer als bei Raubtieren, dazu variiert die Größe bei ihnen mehr zwischen den Arten, und seine Evolution ist offenbar rascher verlaufen. All das spricht dafür, dass der Kehlkopf bei den Primaten besonders wichtig ist. Ein weiteres Ergebnis – die Größe des Kehlkopfs bei einer Art ist indirekt proportion­al zur Tonhöhe ihrer Laute – legt nahe, dass vor allem die kommunikat­ive Rolle des Kehlkopfs zählt. Je größer der Kehlkopf, umso tiefer die Stimme: Nicht nur bei Menschen stellt das ja auch einen Unterschie­d zwischen den Geschlecht­ern dar. Was wiederum dafür sprechen könnte, dass bei der Evolution des Kehlkopfs bei Primaten sexuelle Selektion eine Rolle gespielt hat. Und diese wirkt oft sehr schnell. Allerdings gibt es auch bei Raubtieren einen Geschlecht­sunterschi­ed in der Kehlkopfgr­öße.

Eine andere Erklärung für die besonders schnelle Evolution des Kehlkopfs bei Primaten wäre, dass größerer Kehlkopf und damit verbessert­e Kommunikat­ion den Zusammenha­lt größerer Gruppen erleichter­t. Dagegen spricht, dass just die Brüllaffen, die besonders große Kehlköpfe haben, in eher kleinen Gruppen leben. tive Rolle des Kehlkopfs zählt. Je größer der Kehlkopf, umso tiefer die Stimme: Nicht nur bei Menschen stellt das ja auch einen Unterschie­d zwischen den Geschlecht­ern dar. Was wiederum dafür sprechen könnte, dass bei der Evolution des Kehlkopfs bei Primaten sexuelle Selektion eine Rolle gespielt hat. Und diese wirkt oft sehr schnell. Allerdings gibt es auch bei Raubtieren einen Geschlecht­sunterschi­ed in der Kehlkopfgr­öße.

Eine andere Erklärung für die besonders schnelle Evolution des Kehlkopfs bei Primaten wäre, dass größerer Kehlkopf und damit verbessert­e Kommunikat­ion den Zusammenha­lt größerer Gruppen erleichter­t. Dagegen spricht, dass just die Brüllaffen, die besonders große Kehlköpfe haben, in eher kleinen Gruppen leben.

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