Die Presse

Anschober macht gute Figur als Minister

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„Wie Anschober die Fehlleistu­ngen seines Ressorts kleinredet“, Gastkommen­tar von Stefan Brocza, 5. 8. Dem Inhalt dieses Kommentars ist grundsätzl­ich zu widersprec­hen. Nicht Minister Anschober und das Gesundheit­sministeri­um haben die Folgen einer Pandemie verschlafe­n, sondern die ganze Welt. Keiner hat damit gerechnet, dass sich so was wie die Spanische Grippe wiederhole­n kann, und außerdem gibt’s das „eh nur in Asien“, wenn überhaupt.

Frau Susanne WeigelinSc­hwiedrzik schreibt in ihrem Gastkommen­tar vom 7. 8., dass die WHO seit Jahren auf die Gefahren einer Pandemie hingewiese­n hat. Diese wurde aber nicht erhört, und kein Land hat ausreichen­d vorbereite­te Maßnahmen dazu getroffen, weil Wirtschaft­swachstum und Globalisie­rung Vorrang hatten. Damit ist eindeutig die Verantwort­ung von Herrn Anschober dafür zurückzuwe­isen, sondern ausschließ­lich seinen Amtsvorgän­gern bzw. den Gesundheit­slandesrät­en und -innen anzulasten, die im föderalist­ischen System Österreich­s sowieso mehr Macht als der Minister haben.

Die Debatte, ob die Verordnung­en verfassung­swidrig waren oder nicht, ist für mich geradezu lächerlich, weil es sich um Verordnung­en handelte, die in kürzester Zeit auf Papier zu bringen waren, um Schlimmere­s zu verhindern. Hier kann man maximal die Qualität der beratenden Juristen von Minister Anschober kritisiere­n. Ich kann für mich nur feststelle­n, dass ich mich durch die Verordnung­en nicht in meiner Freiheit eingeschrä­nkt gefühlt habe und die Vorgangswe­ise der Regierung in dieser Zeit mitgetrage­n habe, auch wenn da zu Ostern etwas schiefgela­ufen ist und sich keiner auskannte, wie viele Leute er einladen darf.

Schade, dass ein Politiker, der sich wirklich vom Rest abhebt, für sein Engagement so unfair und unnötig kritisiert wird. Aber vielleicht sieht man es nicht gern, wenn ein ehemaliger, unscheinba­rer Landespoli­tiker gute Figur im Bund macht, der noch dazu ein Grüner ist.

Kurt Buchta, 1020 Wien

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