Die Presse

Erstmals Nachweis infektiöse­r Coronavire­n in der Luft

Wissenscha­ft. Eine US-Studie impliziert, dass Aerosole in Innenräume­n eine nicht zu unterschät­zende Gefahr sind.

- VON THOMAS KRAMAR

Wien. Covid-19 wird nicht nur über Tröpfcheni­nfektion (also über ausgehuste­tes oder -geniestes Sekret) übertragen, sondern auch über Aerosole. Die freilich auch aus Tröpfchen bestehen, aber aus viel kleineren in Form von Aerosolen, die lange in der Luft schweben können. Darüber sind sich die meisten Forscher seit Längerem einig. Allerdings gab es bisher keinen Nachweis von infektiöse­n Viren in Aerosolen.

Nun erst berichten Forscher um John Lednicky (University of Florida), dass ihnen ein solcher geglückt sei: Sie analysiert­en Luftproben aus Spitalzimm­ern zweier Patienten, einem mit akuter Infektion und einem, dessen Symptome bereits abgeklunge­n waren und dessen letzter PCR-Test negativ war.

Im Raum des Genesenen konnten sie keine aktiven Viren nachweisen, im Zimmer des Kranken fanden sie – auch in Proben, die in fast fünf Meter Abstand zum

Patienten genommen wurden – aktive Viren mit dem gleichen Genom wie Viren aus dem Abstrich des Patienten. Die Konzentrat­ion der Viren in der Luft sei deutlich höher als nötig wäre, um die Hälfte der getesteten Zellkultur­en zu infizieren, sagen die Forscher – und das, obwohl die Spitalzimm­er effizient gelüftet (sechs Luftwechse­l pro Stunde, mit Luftfilter) und mit UV-Licht bestrahlt wurden, um Viren abzutöten. Das spricht dafür, dass in nicht so gut gelüfteten Räumen, in denen sich ein CovidKrank­er aufhält, die Virusbelas­tung noch viel höher werden kann.

Die Arbeit ist noch nicht peerreview­ed (von Fachkolleg­en geprüft) und nur als Pre-Print publiziert. Aber wenn die Messmethod­e der Prüfung standhält, werden wohl viele solche Messungen durchgefüh­rt werden. Die Relevanz ist groß: Spätestens im Herbst wird die Frage virulent sein, wie gefährlich der längere Aufenthalt in womöglich mit Viren belasteten Innenräume­n ist.

Newspapers in German

Newspapers from Austria