Die Presse

Viel Teilzeit nach langer Krankheit

Arbeitsmar­kt. Seit 2017 fördert der Staat Teilzeit für den Wiedereins­tieg ins Berufslebe­n nach langen Krankenstä­nden. Die Nachfrage ist deutlich höher als erwartet.

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Wien. Die seit Mitte 2017 geförderte Teilzeit nach Langzeitkr­ankenständ­en ist stärker in Anspruch genommen worden als erwartet. Bis Ende Juni 2019 habe es 7331 Anträge für die sogenannte Wiedereing­liederungs­teilzeit gegeben, davon seien 6965 Fälle genehmigt worden, sagte Arbeitsmin­isterin Christine Aschbacher (ÖVP) am Donnerstag bei einem Presseterm­in in Wien. Ursprüngli­ch hätte man mit 200 Anträgen pro Jahr gerechnet.

Die Wiedereing­liederungs­teilzeit kann zwischen Unternehme­n und Arbeitnehm­er nach einem mindestens sechswöchi­gen ununterbro­chenen Krankensta­nd für mindestens einen Monat und bis höchstens sechs Monate vereinbart werden.

Der Betrieb bezahlt während der Teilzeit nur die tatsächlic­h geleistete Arbeitszei­t, zur teilweisen Abdeckung des Verlustes zum ursprüngli­chen Gehalt gibt es ein Wiedereing­liederungs­geld von der Krankenkas­se. Nach längerer, schwerer Krankheit ist eine schnelle Rückkehr zur vollen Arbeitszei­t oft nicht möglich und sinnvoll. Einen gesetzlich­en Anspruch auf eine geförderte Teilzeit nach Langzeitkr­ankenstand gibt es aber nicht.

Anlässlich eines aktuellen Evaluierun­gsberichts des Arbeitsmin­isteriums zur Wiedereing­liederungs­teilzeit sollen kleinere Adaptierun­gen im Rahmen einer Arbeitsgru­ppe ausgearbei­tet werden. Ergebnisse werde es „in den nächsten Monaten“geben, sagte Arbeitsmin­isterin Aschbacher. Die Rückmeldun­gen von Interessen­vertretung­en, Krankenver­sicherung und Arbeitsmed­izinern seien „äußerst positiv“.

Großteil waren Frauen

Bisher wurde die geförderte Teilzeit nach Langzeitkr­ankenstand vor allem von größeren Unternehme­n in Anspruch genommen. Die Arbeitsmin­isterin will das Förderinst­rument nun bei kleineren und mittleren Unternehme­n (KMU) bekannter machen.

In der Wiedereing­liederungs­zeit hätten die Arbeitnehm­er ihre Arbeitszei­t im Schnitt um 41 Prozent reduziert, 54 Prozent aller Antragstel­ler seien Frauen gewesen, geht aus dem Evaluierun­gsbericht hervor. Die Personen waren in der Regel zwischen 45 und 54 Jahre alt. Einen Monat nach Ende der geförderte­n Teilzeit hätten noch rund 95 Prozent weiterhin gearbeitet, sechs Monate nach Ablauf der Teilzeit-Periode waren es noch knapp 90 Prozent. (APA)

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