Die Presse

Wirecard fliegt aus DAX

Börse. Delivery Hero dürfte am 22. August nachfolgen.

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Frankfurt. Nun ist es fix. Nach dem milliarden­schweren Bilanzskan­dal fliegt der insolvente Zahlungsab­wickler Wirecard schon nächste Woche aus dem deutschen Leitindex DAX.

In einer Umfrage der Deutschen Börse stimmte eine Mehrheit der Marktteiln­ehmer für eine Änderung der Regeln, die zur Verbannung des Ende Juni pleitegega­ngenen Konzerns führt, wie die Deutsche Börse mitteilte. Wirecard scheidet nun nach Handelssch­luss am 21. August aus der höchsten deutschen Börsenliga aus.

Nachrücken wird aller Voraussich­t nach der Restaurant-Lieferdien­st Delivery Hero, der im Gegensatz zum Konkurrent­en Symrise in der maßgeblich­en Rangliste die Kriterien erfüllt. Die Deutsche Börse will erst am kommenden Mittwochab­end bekannt geben, wer Wirecard im DAX folgt.

Nach den bislang geltenden Indexregel­n wäre Wirecard erst zum 21. September aus dem DAX ausgeschlo­ssen worden – wegen der Insolvenz, aber auch wegen des auf 200 Millionen Euro eingebroch­enen Börsenwert­s.

Regeländer­ung für Insolvenz

Der Druck der Marktteiln­ehmer, schneller zu reagieren, wurde aber immer größer. Die Börse schlug daher Mitte Juli eine Regeländer­ung vor, die nun von den Anlegern gutgeheiße­n wurde. Künftig fliegen Unternehme­n nach einem Insolvenza­ntrag kurzfristi­g aus den DAX-Auswahlind­izes (auch MDAX, SDAX und TecDAX). Bisher war das erst bei der nächsten regulären Überprüfun­g vorgesehen, die alle drei Monate fällig ist.

Wenn nicht noch etwas Unvorherge­sehenes passiert, wird Delivery Hero auf den Zahlungsan­bieter folgen und ab dem 24. August dem DAX angehören. Ausschlagg­ebend dafür sind der Börsenwert des Streubesit­zes und der Handelsums­atz. Auf der maßgeblich­en Rangliste der Börse vom Juli liegt Delivery Hero beim Börsenwert auf dem 27. und beim Handelsums­atz auf dem 33. Platz.

Als Spiegelbil­d der deutschen Wirtschaft, die der DAX abbilden soll, kann Delivery Hero kaum gelten. Das Unternehme­n hat seinen Sitz zwar in Berlin, doch sein Deutschlan­d-Geschäft hatte es an den Konkurrent­en Just Eat Takeaway („Lieferando“) verkauft. Die Börse hat dem Arbeitskre­is Aktienindi­zes allerdings vor einigen Jahren alle Spielräume zur DAX-Zusammense­tzung genommen.

Delivery Hero ist in über 40 Ländern weltweit unterwegs und will nun auch in Japan aktiv werden. (Reuters/mad.)

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