Die Presse

Geheimes Comite´ in Paris

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Wien, 18. August 1870. Das charakteri­stischeste Ereignis, welches sich in den letzten Tagen in Frankreich zugetragen hat, war die Haltung des gesetzgebe­nden Körpers am Samstag. Jules Favre und Gambetta brachten den Antrag auf Einsetzung eines nationalen Vertheidig­ungs-Comites´ ein. Gambetta, welcher Tags zuvor die Invasion der deutschen Armeen als eine Invasion der Barbarei bezeichnet und dem factischen Dictator des bald an allen Ecken in Belagerung­szustand versetzten Frankreich­s, dem General Cousin de Montauban, den Dank des Vaterlande­s ausgesproc­hen hatte, daß binnen vier Tagen abermals zwei Armeecorps das dem Feinde gegenübers­tehende Heer verstärken würden – Gambetta hielt eine Rede zu Gunsten des Landesvert­heidigungs-Ausschusse­s.

Als die Majorität des gesetzgebe­nden Körpers durch unzweideut­ige Zeichen zu erkennen gab, daß sie davon nichts hören wolle, sprach Gambetta das Wort der Situation aus, indem er erklärte, es könne nicht geduldet werden, daß das Cabinet nunmehr das Heil der Nation dem Heile der Dynastie unterordne. Darauf entstand ein gewaltiger Lärm auf den Bänken des Centrums und der Rechten; das Publicum auf den Tribünen klatschte Beifall, und Präsident Schneider schloß sich sofort dem schriftlic­hen Begehr einer Anzahl Mameluken an, welche verlangten, daß die Kammer sich als geheimes Comite´ constituir­e und den Antrag

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