Fuschler Regenzauber
Flachgau. Sonnenschein wird überbewertet. Wer am und rund um den Fuschlsee urlaubt, kann auch ohne blauen Himmel gut hydriert entspannen, wandern, entdecken. Und Kulinarisches vom frischen Fisch bis zur Champagner-Torte genießen.
Nichts ist schwerer zu ertragen, als eine Reihe von schönen Tagen. So wissen es die Weisen, und freuen sich über erfrischenden Regen, der ja nicht nur der Natur, sondern auch der Haut und der Atmung guttut. Wie schläft es sich besser, als bei leise rauschendem Regen? Was entspannt mehr? Genau das sollte man bewusst auskosten beim heurigen klugen Urlaub im Nahbereich. In Fuschl zum Beispiel, am türkisklaren Fuschlsee, der auch bei Regen seine Reize hat. Tief ist er, immerhin 67 Meter, mit fast 80 Prozent naturbelassenem Ufer, ein Paradies nicht nur für Spaziergänge mit Schwimmeinlage, sondern auch für 14 verschiedene Fischarten. Viel über 20 Grad hat es zwar nicht, dieses Fischparadies, aber so ein erfrischendes Morgenschwimmen (zugegeben, das braucht Überwindung) macht auch bei Regen das Frühstück noch einmal so g’schmackig und kurbelt den Kreislauf an.
Sonnenschein optional
Wer sich also beim Blick aus dem Fenster auf Regentropfen, die an dein Fenster klopfen, nach dem heißen Süden sehnt, der hat nicht nur die falsche Ausrüstung eingepackt, der weiß auch nicht, was es alles zu tun gibt in dieser Region, im Salzkammergut, wenn die Sonne einmal nicht scheint. Da kann man vieles schmecken, viel Spaß haben. Das braucht manchmal Mut, manchmal Geduld, das bringt neue Erlebnisse und oft die schönsten Erinnerungen. Und es braucht keinen Sonnenschein.
Geduld braucht man zum Beispiel beim Fischen im Fuschlsee, auch wenn bei Regen Fische, so heißt es, besonders gut beißen. Bewilligung und Tipps holt man sich bei Gerhard Langmaier, dem einzigen Berufsfischer des Sees, gleich neben dem Schloss Fuschl. Reinanken, Seeforellen, Saibling und Hecht fühlen sich dank seiner sorgfältigen Pflege und Hege in dem freundlichen Trinkwassersee – eine Qualität, mit der übrigens fast alle Seen in Österreich punkten können – besonders wohl. Und sie können, frisch geräuchert, auch ohne Petri Heil verspeist werden Ein Tipp: Zum noch lauwarmen Räucherfisch unbedingt Oberskren, Dillsenf, frisches Brot und vielleicht ein Glas Wein, ein lokales Bier dazunehmen.
Wandern mit Fischbelohnung
Der Regenspaziergang mit Fischbelohnung dauert etwa eineinhalb Stunden von Fuschl aus entlang des Sees. Nach der Labung auf zum Rückweg am anderen Ufer – rund um den Fuschlsee sind es 11,8 Kilometer – wen kümmert da der Regen? Wer es lieber wilder mag, beginnt seine Wanderung beim Schloss Fuschl, durch Wildwasserschluchten entlang der Fuschler Ache bis Thalgau, und nimmt dann den Bus zurück.
Wer weniger Geduld hat und ziemlich sicher einen guten Fang machen möchte, der fischt in Karners Fischteich. Von Fuschl ist man zu Fuß nach etwa eineinviertel Stunden in Brunnwald beim bergquellengespeisten Fischteich und kann am Wochenende seine Beute dort auch selbst grillen.
Wer es hingegen bequem haben möchte, der fährt mit der Holzzille vom Ort Fuschl zum Schloss – dem die Fischgründe gehören und in dem vor allem zur Salzburger Festspielzeit Promis absteigen, und das dereinst in den Sisi-Filmen den bayrischer Geburtsort Possenhofen der späteren Kaiserin darstellte. Entsprechend gibt es auch ein kleines Sisi-Museum mit einigen Original-Andenken und einen Film, der erst kürzlich entdeckt wurde und Romy Schneider bei den Dreharbeiten zeigt. Wenn man sich anmeldet, wird man durch die Gänge und, wenn sie frei sind, die Prachtsuiten geführt und kann die vielen Originalgemälde bewundern, die das Schlosshotel schmücken.
Bienen und Blumencafe´
Noch ein Regen-Ausflug: Der Erlebnisbauernhof Oberhinteregg ist zehn Kilometer von Fuschl zu Fuß vielleicht doch ein wenig zu weit, aber ohnehin besser mit dem Auto zu besuchen, denn im Hofladen gibt es viel Selbstgemachtes von Hausherrin Brigitta Klaushofer, Deftiges, Fruchtiges, Kräuter und Cremes, von denen man unbedingt etwas mitnehmen muss. Sie erzählt und führt auch gern durch ihren Kräutergarten, der in drei Stufen angelegt ist, dem Körperbau des Menschen folgend: Im „Parterre“wachsen Kräuter gegen Fuß- und Beinbeschwerden, in der Mittellage Magen- und Bauchkräuter und weiter oben Hilfreiches für Kopf, Hals und Schultern. Ihr Mann Simon Klaushofer liebt neben seiner Land- und Viehwirtschaft seine Bienen und bietet Besuchern etwas ganz Besonderes: Api-Therapie, für die man Luft eines Bienenstocks einatmet, was – nicht für jeden, das wird vorher getestet – Atembeschwerden lindert und Asthmakranken helfen kann. Und Tochter Katharina, die im heimatlichen Hof ein kleines „Blumencafe“´ eröffnet hat, serviert als gelernte Konditormeisterin Torten, die einfach unwiderstehlich sind (Tipp: die ChampagnerRose-Torte!)
Ein weiterer Gaumengenuss ist der Brunnwirt, wo die Hauben schon in der zweiten Generation erkocht werden: Kulinarische Erfahrung hat die Familie also genug, und den Gasthof gibt’s seit 600 Jahren! Hier ein mehrgängiges Menü mit Flusskrebschen, Reinanke und Kalb, und als Abschluss ein unglaublich aromatisches Roseneis, mit Rosenblättern aus dem Garten zubereitet, das kann schon was. Es gibt nur wenige Tische, man muss vorbestellen, und jeder Gast muss traditionsgemäß klingeln, wird persönlich empfangen und betreut.
Nasse Schluchten
Mut braucht man für ein Abenteuer, das jeden Regenschauer vergessen lässt, nämlich Canyoning. Die Nässe ist da programmiert, der Adrenalinstoß ebenfalls. Zwischen Faistenau und Ebenau liegt eine der längsten Schluchten Österreichs, die Strubklamm, für Springund Schwimmprofis eine echte Herausforderung, die Sprünge in die ausgewaschenen Gumpen sind bis zu zehn Meter tief. Und die Almbach-Schlucht, in der schon gelenkige Achtjährige zwischen ausgewaschenen Felsformationen dahinrutschen, über Felsplatten zur nächsten Gumpe klettern und todesmutig in tiefe Gletschermühlen springen können. Alles unter Anleitung eines verantwortungsvollen Guides wie dem Bernie (Tichy), der sehr wohl vorher auswählt, wer da mitkommen darf, „Trittsicher muss man schon sein“. Immerhin hat er schon über 1000 Einstiege unfallfrei geleitet. Vom Gasthof/Hotel Obermayr in Ebenau, wo man sich bequem umziehen und danach warm duschen kann – über den Badeanzug kommt ein Neoprenanzug, Neoprensocken- und Handschuhe, Schuhe und Helm, Gurten und eine Art „Rutschhose“– fährt man fünf Minuten zum Einstieg in eine der beiden Schluchten. Die Almbachtour über 1,2 Kilometer dauert etwa zwei Stunden, die Strubklamm, wo man 3,4 Kilometer überwindet, drei bis vier. Nette, nicht zu lange, ebene Regenwanderungen – Berge sind ja nicht zu empfehlen, da wolkenverhüllt – bietet der Geheimtipp Hintersee mit rundum 4,8 Kilometer Uferlänge, unverbaut, idyllisch. Oder der Mühlenwanderweg in Ebenau mit uralten Mühlen und einem wildromantischen Wasserfall. Sogar einen Zwergerlweg bei der Rumingmühle gibt es, mit Märchenheft, eigenen Aufgaben und Rätseln, die man da lösen kann. In der Rumingmühle selbst kann man Brot backen lernen und erleben, wie ein Müller damals Getreide zu Mehl verarbeitete.
Regen als Kulturerlebnis
Regen kann auch zum Kulturerlebnis werden: Die Festpielstadt Salzburg und die Kaisersommerfrische Ischl mit der Kaiservilla sind jeweils nur eine halbe Stunde Fahrt entfernt. Dass der Salzkammergut „BergeSeen eTrail“für E-Mountainbiker, 630 Kilometer lang, auch durch die Fuschlseeregion führt, wo man fast an jeder Ecke ein E-Bike mieten kann, und mit vielen Radwegen mit Lade- und Labestationen ein Radlerparadies geschaffen wurde, ist besser doch ein Thema für regenfreie Tage. Wie die verschiedenen Bergbesteigungen, mit und ohne Bergbahn. Aber jeder Regen hört auch wieder auf.