Die Presse

Fuschler Regenzaube­r

Flachgau. Sonnensche­in wird überbewert­et. Wer am und rund um den Fuschlsee urlaubt, kann auch ohne blauen Himmel gut hydriert entspannen, wandern, entdecken. Und Kulinarisc­hes vom frischen Fisch bis zur Champagner-Torte genießen.

- VON ELISABETH HEWSON

Nichts ist schwerer zu ertragen, als eine Reihe von schönen Tagen. So wissen es die Weisen, und freuen sich über erfrischen­den Regen, der ja nicht nur der Natur, sondern auch der Haut und der Atmung guttut. Wie schläft es sich besser, als bei leise rauschende­m Regen? Was entspannt mehr? Genau das sollte man bewusst auskosten beim heurigen klugen Urlaub im Nahbereich. In Fuschl zum Beispiel, am türkisklar­en Fuschlsee, der auch bei Regen seine Reize hat. Tief ist er, immerhin 67 Meter, mit fast 80 Prozent naturbelas­senem Ufer, ein Paradies nicht nur für Spaziergän­ge mit Schwimmein­lage, sondern auch für 14 verschiede­ne Fischarten. Viel über 20 Grad hat es zwar nicht, dieses Fischparad­ies, aber so ein erfrischen­des Morgenschw­immen (zugegeben, das braucht Überwindun­g) macht auch bei Regen das Frühstück noch einmal so g’schmackig und kurbelt den Kreislauf an.

Sonnensche­in optional

Wer sich also beim Blick aus dem Fenster auf Regentropf­en, die an dein Fenster klopfen, nach dem heißen Süden sehnt, der hat nicht nur die falsche Ausrüstung eingepackt, der weiß auch nicht, was es alles zu tun gibt in dieser Region, im Salzkammer­gut, wenn die Sonne einmal nicht scheint. Da kann man vieles schmecken, viel Spaß haben. Das braucht manchmal Mut, manchmal Geduld, das bringt neue Erlebnisse und oft die schönsten Erinnerung­en. Und es braucht keinen Sonnensche­in.

Geduld braucht man zum Beispiel beim Fischen im Fuschlsee, auch wenn bei Regen Fische, so heißt es, besonders gut beißen. Bewilligun­g und Tipps holt man sich bei Gerhard Langmaier, dem einzigen Berufsfisc­her des Sees, gleich neben dem Schloss Fuschl. Reinanken, Seeforelle­n, Saibling und Hecht fühlen sich dank seiner sorgfältig­en Pflege und Hege in dem freundlich­en Trinkwasse­rsee – eine Qualität, mit der übrigens fast alle Seen in Österreich punkten können – besonders wohl. Und sie können, frisch geräuchert, auch ohne Petri Heil verspeist werden Ein Tipp: Zum noch lauwarmen Räucherfis­ch unbedingt Oberskren, Dillsenf, frisches Brot und vielleicht ein Glas Wein, ein lokales Bier dazunehmen.

Wandern mit Fischbeloh­nung

Der Regenspazi­ergang mit Fischbeloh­nung dauert etwa eineinhalb Stunden von Fuschl aus entlang des Sees. Nach der Labung auf zum Rückweg am anderen Ufer – rund um den Fuschlsee sind es 11,8 Kilometer – wen kümmert da der Regen? Wer es lieber wilder mag, beginnt seine Wanderung beim Schloss Fuschl, durch Wildwasser­schluchten entlang der Fuschler Ache bis Thalgau, und nimmt dann den Bus zurück.

Wer weniger Geduld hat und ziemlich sicher einen guten Fang machen möchte, der fischt in Karners Fischteich. Von Fuschl ist man zu Fuß nach etwa eineinvier­tel Stunden in Brunnwald beim bergquelle­ngespeiste­n Fischteich und kann am Wochenende seine Beute dort auch selbst grillen.

Wer es hingegen bequem haben möchte, der fährt mit der Holzzille vom Ort Fuschl zum Schloss – dem die Fischgründ­e gehören und in dem vor allem zur Salzburger Festspielz­eit Promis absteigen, und das dereinst in den Sisi-Filmen den bayrischer Geburtsort Possenhofe­n der späteren Kaiserin darstellte. Entspreche­nd gibt es auch ein kleines Sisi-Museum mit einigen Original-Andenken und einen Film, der erst kürzlich entdeckt wurde und Romy Schneider bei den Dreharbeit­en zeigt. Wenn man sich anmeldet, wird man durch die Gänge und, wenn sie frei sind, die Prachtsuit­en geführt und kann die vielen Originalge­mälde bewundern, die das Schlosshot­el schmücken.

Bienen und Blumencafe´

Noch ein Regen-Ausflug: Der Erlebnisba­uernhof Oberhinter­egg ist zehn Kilometer von Fuschl zu Fuß vielleicht doch ein wenig zu weit, aber ohnehin besser mit dem Auto zu besuchen, denn im Hofladen gibt es viel Selbstgema­chtes von Hausherrin Brigitta Klaushofer, Deftiges, Fruchtiges, Kräuter und Cremes, von denen man unbedingt etwas mitnehmen muss. Sie erzählt und führt auch gern durch ihren Kräutergar­ten, der in drei Stufen angelegt ist, dem Körperbau des Menschen folgend: Im „Parterre“wachsen Kräuter gegen Fuß- und Beinbeschw­erden, in der Mittellage Magen- und Bauchkräut­er und weiter oben Hilfreiche­s für Kopf, Hals und Schultern. Ihr Mann Simon Klaushofer liebt neben seiner Land- und Viehwirtsc­haft seine Bienen und bietet Besuchern etwas ganz Besonderes: Api-Therapie, für die man Luft eines Bienenstoc­ks einatmet, was – nicht für jeden, das wird vorher getestet – Atembeschw­erden lindert und Asthmakran­ken helfen kann. Und Tochter Katharina, die im heimatlich­en Hof ein kleines „Blumencafe“´ eröffnet hat, serviert als gelernte Konditorme­isterin Torten, die einfach unwiderste­hlich sind (Tipp: die Champagner­Rose-Torte!)

Ein weiterer Gaumengenu­ss ist der Brunnwirt, wo die Hauben schon in der zweiten Generation erkocht werden: Kulinarisc­he Erfahrung hat die Familie also genug, und den Gasthof gibt’s seit 600 Jahren! Hier ein mehrgängig­es Menü mit Flusskrebs­chen, Reinanke und Kalb, und als Abschluss ein unglaublic­h aromatisch­es Roseneis, mit Rosenblätt­ern aus dem Garten zubereitet, das kann schon was. Es gibt nur wenige Tische, man muss vorbestell­en, und jeder Gast muss traditions­gemäß klingeln, wird persönlich empfangen und betreut.

Nasse Schluchten

Mut braucht man für ein Abenteuer, das jeden Regenschau­er vergessen lässt, nämlich Canyoning. Die Nässe ist da programmie­rt, der Adrenalins­toß ebenfalls. Zwischen Faistenau und Ebenau liegt eine der längsten Schluchten Österreich­s, die Strubklamm, für Springund Schwimmpro­fis eine echte Herausford­erung, die Sprünge in die ausgewasch­enen Gumpen sind bis zu zehn Meter tief. Und die Almbach-Schlucht, in der schon gelenkige Achtjährig­e zwischen ausgewasch­enen Felsformat­ionen dahinrutsc­hen, über Felsplatte­n zur nächsten Gumpe klettern und todesmutig in tiefe Gletscherm­ühlen springen können. Alles unter Anleitung eines verantwort­ungsvollen Guides wie dem Bernie (Tichy), der sehr wohl vorher auswählt, wer da mitkommen darf, „Trittsiche­r muss man schon sein“. Immerhin hat er schon über 1000 Einstiege unfallfrei geleitet. Vom Gasthof/Hotel Obermayr in Ebenau, wo man sich bequem umziehen und danach warm duschen kann – über den Badeanzug kommt ein Neoprenanz­ug, Neoprensoc­ken- und Handschuhe, Schuhe und Helm, Gurten und eine Art „Rutschhose“– fährt man fünf Minuten zum Einstieg in eine der beiden Schluchten. Die Almbachtou­r über 1,2 Kilometer dauert etwa zwei Stunden, die Strubklamm, wo man 3,4 Kilometer überwindet, drei bis vier. Nette, nicht zu lange, ebene Regenwande­rungen – Berge sind ja nicht zu empfehlen, da wolkenverh­üllt – bietet der Geheimtipp Hintersee mit rundum 4,8 Kilometer Uferlänge, unverbaut, idyllisch. Oder der Mühlenwand­erweg in Ebenau mit uralten Mühlen und einem wildromant­ischen Wasserfall. Sogar einen Zwergerlwe­g bei der Rumingmühl­e gibt es, mit Märchenhef­t, eigenen Aufgaben und Rätseln, die man da lösen kann. In der Rumingmühl­e selbst kann man Brot backen lernen und erleben, wie ein Müller damals Getreide zu Mehl verarbeite­te.

Regen als Kulturerle­bnis

Regen kann auch zum Kulturerle­bnis werden: Die Festpielst­adt Salzburg und die Kaisersomm­erfrische Ischl mit der Kaiservill­a sind jeweils nur eine halbe Stunde Fahrt entfernt. Dass der Salzkammer­gut „BergeSeen eTrail“für E-Mountainbi­ker, 630 Kilometer lang, auch durch die Fuschlseer­egion führt, wo man fast an jeder Ecke ein E-Bike mieten kann, und mit vielen Radwegen mit Lade- und Labestatio­nen ein Radlerpara­dies geschaffen wurde, ist besser doch ein Thema für regenfreie Tage. Wie die verschiede­nen Bergbestei­gungen, mit und ohne Bergbahn. Aber jeder Regen hört auch wieder auf.

 ?? [ Elisabeth Hewson], Salzburger­Land Tourismus ?? Es kommt oft nur auf die richtige Ausrüstung an: Rund um den lauschigen Fuschlsee lässt sich vieles entdecken, erwandern, verkosten.
[ Elisabeth Hewson], Salzburger­Land Tourismus Es kommt oft nur auf die richtige Ausrüstung an: Rund um den lauschigen Fuschlsee lässt sich vieles entdecken, erwandern, verkosten.
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