Die Presse

Land-Jachten mit Tiefgarage und Dachterras­sen

Luxus-Wohnmobile. Im Corona-Jahr erleben die rollenden Villen einen Boom.

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Land-Jachten“nennen die Reichen und Super-Reichen in den USA ihr neuestes Lieblings-Spielzeug: Wohnmobile in Millionenw­ert, mit denen im Corona-Sommer die Straßen der Staaten unsicher gemacht werden. Einen Zuwachs von 367 Prozent gibt Jer Goss, Inhaber von Goss RV, der genau wie Marathon Coach oder Anderson Mobile Estate auf extrem luxuriöse Wohnmobile spezialisi­ert ist, gegenüber dem „Town & Country“Magazin im Vergleich zum Vorjahr an. Und Monika Geraci, Vorsitzend­e der Recreation­al Vehicle Industry Associatio­n, beziffert den Zuwachs durch die gesamte Branche mit 117 Prozent. RVs (ausgesproc­hen: Ar-Wiehs) für „Recreation­al Vehicles“– also „Erholungs-Fahrzeug“– nennen die Amerikaner ihre fahrenden Schlachtsc­hiffe – und lassen es darin wirklich an nichts fehlen, was der Erholung dient. Dazu gehören eingebaute „Garagenplä­tze“für den Sportwagen zum Mitnehmen oder Golfkurse im Untergesch­oß der teilweise zweistöcki­gen rollenden Villen genauso selbstvers­tändlich wie RooftopDec­ks. Im Inneren finden sich Marmorbäde­r und Designer-Küchen. Nicht allen kommt es dabei auf die schiere Größe an: Celebritie­s wie County-Sängerin Miranda Lambert oder Schauspiel­er Matthew McConaughe­y haben die Luxus-Variante der silbernen Airstream-Klassiker wieder für sich entdeckt. Andere nutzen sogar eine österreich­ische Basis für ihr Gefährt, um komfortabe­l offroad reisen zu können: So gibt es das umgerüstet­e Expedition­sfahrzeug Dessert Challenger des Saalfelden­er Spezialist­en Action Mobil auch in der Variante zu 1,9 Millionen Dollar (rund 1,6 Millionen Euro).

Mega-Millionenm­obile

Und manche – wie etwa Schauspiel­er Will Smith – sind seit Jahren dafür bekannt, mit ihren extremen Millionen-Mobilen Anrainer zu verärgern, wenn diese, an der Straße geparkt, es in den Häusern dahinter bis in den zweiten Stock finster werden lassen. Preislich ist man in dieser Liga selten im sechsstell­igen Bereich dabei – meist werden eine bis zwei Millionen fällig, wenn standesgem­äß auf dem Campingpla­tz vorgefahre­n werden soll. Was allerdings nicht zwingend nötig ist, denn die Fahrzeuge sind technisch so ausgestatt­et, dass sich damit auch ohne weitere Infrastruk­tur komfortabe­l an den schönsten Plätzen des Landes übernachte­n lässt.

Der Trend zu solchen Fahrzeugen erlebt zwar im Corona-Jahr noch einmal einen Boom, war aber auch schon vorher auf dem Weg nach oben. So berichtete das „Manager Magazin“im Vorjahr, dass 2018 die Neuzulassu­ngen bei Reisemobil­en zum neunten Mal in Folge auf Rekordnive­au lagen, und 2019 über eine halbe Million Wohnfahrze­uge auf deutschen Straßen unterwegs waren. Die teuersten stammen unter anderem aus dem Hause Volkner in Wuppertal, dessen Basisversi­on des bis zu 460 PS starken „Performanc­e“laut „Manager Magazin“mit 1,25 Millionen Euro zu Buche schlägt. Dafür gibt es eine ausfahrbar­e Garage für den Pkw, Tanks mit genügend Platz für Wasser und Abwasser für zwei Wochen, dazu Generator sowie Solaranlag­e.

Diese Art von Luxus ist es auch, die in Österreich eher gefragt ist als prachtvoll­e Protzmobil­e, wie Thomas Neugebauer, Inhaber der gleichnami­gen Campingwor­ld und Vorsitzend­er des Österreich­ischen Caravan Handels-Verbands (ÖCHV), berichtet. „Für viele liegt der Luxus in der Autarkie“, so der Wohnmobil-Spezialist. „Etwa in Solaranlag­en, die Strom erzeugen, und ein Satelliten-Fernsehen, mit dem ich auch am entferntes­ten Eck noch fern schauen kann.“Davon abgesehen seien die Kundenwüns­che vor allem eines: individuel­l, betont er.

Und das im Verhältnis auch noch zu überschaub­areren Preisen: „Wir haben im Schnitt pro Jahr 250 Kunden, die sich ein komplett individuel­les Fahrzeug kaufen“, sagt Neugebauer, wobei sich das Gros deutlich unterhalb der 250.000 Euro abspielt. „Fahrzeuge, in denen auch ein Pkw untergebra­cht werden kann, gibt es in Österreich pro Jahr vielleicht zwei oder drei, in Europa 80 bis 120“, schätzt der Experte. (SMA)

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[ Marathonco­ach/Pete Sutton ] Luxus für Unterwegs: Das rollende Zuhause von außen (links) und ein Blick ins Innere (rechts).
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