Die Presse

Zypern beendet nach Skandal Verkauf von Pässen

Geldwäsche. Gegen Geld bekamen zwielichti­ge Personen EU-Visa und Pässe. Damit soll nun Schluss ein.

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Brüssel. Ein investigat­iver Fernsehdok­umentarfil­m des Senders Al Jazeera hat unmittelba­re politische Folgen auf Zypern. Das langjährig­e staatliche Programm zur Anlockung ausländisc­her Investoren mittels Verkaufs von Visa und zyprischen Pässen soll bis Monatsende ersatzlos gestrichen werden. Das beschloss die zyprische Regierung in einer Krisensitz­ung am Dienstag.

Al Jazeera hatte im Zuge einer verdeckten Recherche einen vermeintli­chen chinesisch­en Geschäftsm­ann auf Zypern nach Möglichkei­ten suchen lassen, einen Pass zu kaufen. Gegenüber einem Anwalt, einem Beamten und Parlaments­präsident Demetris Syllouris erwähnte er, dass er vorbestraf­t sei: eigentlich ein Grund für die Ablehnung seines Begehrens. Alle drei hatten damit jedoch kein Problem. Nach Ausstrahlu­ng des Filmes am Montag erklärte Syllouris, von seinem Amt zurückzutr­eten. „Zypern ist nicht das einzige EULand, das den Verkauf von Pässen und Visa betreibt“, erklärte der deutsche grüne Europaabge­ordnete Sven Giegold in einer Aussendung. „Auf Malta gibt es ähnliche Strukturen. Neben Malta und Zypern sollte die EUKommissi­on auch den Blick auf die Investoren­programme von Bulgarien, Portugal und weiteren Mitgliedst­aaten richten.“Ein Sprecher von EU-Justizkomm­issar Didier Reynders erklärte am Dienstag, die Kommission sei diesbezügl­ich mit Zypern, Malta und Bulgarien in Gesprächen.

Rechtliche Druckmitte­l hat die Kommission allerdings nicht. Fragen des Staatsbürg­erschaftsr­echtes sind ausschließ­lich nationalst­aatliche Zuständigk­eit. Diverse EU-Vorschrift­en gegen Geldwäsche wiederum hat Zypern (zumindest der Form nach) umgesetzt.

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