Die Presse

Rückkehr in die dunkle Zeit der Mauschelei?

Datenschut­z darf die Transparen­z im Förderwese­n nicht aushebeln.

- josef.urschitz@diepresse.com

Finanzmini­ster Gernot Blümel hat neulich eine parlamenta­rische Anfrage zu bestimmten Förderunge­n für Gemeinden mit dem Argument „Datenschut­z“abgeschmet­tert. Interessan­t!

Das zeigt uns jetzt zweierlei: Erstens wird das parlamenta­rische Interpella­tionsrecht immer mehr ausgehöhlt. Nicht nur dadurch, dass parlamenta­rische Anfragen immer öfter zur politische­n Agitation missbrauch­t werden, indem sie in Form von endlosen politische­n Statements gestellt werden, denen ein paar Alibifrage­n angeschlos­sen sind. Sondern auch deshalb, weil Regierungs­mitglieder die Anfragen immer öfter nach der „Schmecks“-Methode beantworte­n.

Sehr beliebt sind derzeit „bin nicht zuständig“oder „ich verweise auf Anfrage XYZ/Q“. Und jetzt eben auch „Datenschut­z“. Man muss nicht die Geschäfte der Opposition betreiben, um zu dem Schluss zu kommen, dass diese Flapsigkei­t eine Missachtun­g des Parlaments darstellt.

Gravierend­er ist aber der gewaltige Rückschrit­t in Sachen Transparen­z: Die schwarzen Vorgänger der regierende­n Türkisen haben vor neun Jahren eine Transparen­zdatenbank geschaffen, in der alle Förderunge­n aufgeliste­t werden sollten. Aus gutem Grund: Nirgendwo wird so viel Missbrauch getrieben wie im Förderwese­n. Immerhin werden jährlich mehr als 20 Milliarden Euro unter diesem Titel unters Volk (bzw. unter Unternehme­n und Gebietskör­perschafte­n) gebracht. Und niemand weiß, was das Ganze überhaupt bringt. Weil eine Förderhand nicht weiß, was die andere tut, gibt es zahlreiche Mehrfachfö­rderungen, evaluiert wird sowieso nicht. Ein gewaltiges Einsparung­spotenzial tut sich da in Zeiten wegbrechen­der Staatseinn­ahmen auf.

Vorausgese­tzt man bringt Licht ins Dunkel. Transparen­z heißt deshalb das Zauberwort. Diese ist ganz nebenbei die wichtigste Ingredienz der Korruption­sbekämpfun­g.

Wenn jetzt unter dem Titel „Datenschut­z“in die dunkle Zeit der FörderMaus­chelei zurückgeke­hrt werden soll, statt endlich die Transparen­zdatenbank mit Leben zu erfüllen, dann ist das eine ziemlich üble Entwicklun­g. Und eine gefährlich­e dazu.

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