Starke Verkäufe von Elektroautos retten CO2-Bilanz
Studie. Viele Autohersteller werden schon in diesem Jahr die strengen CO2-Abgasvorschriften der EU erfüllen.
Wien. Das Klagen der Autohersteller war groß, als die EU im Jahr 2013 für 2020/21 strenge CO2-Vorschriften beschloss. Im Durchschnitt darf die Flotte eines Herstellers nur noch maximal 95 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen. Das sei kaum zu schaffen, hieß es.
Mit etwas Anstrengung dürfte es aber doch gehen, wie eine aktuelle Studie des belgischen Klimaverbands Transport & Environment zeigt. Demnach werden fast alle Hersteller die Vorgaben der EU schon im heurigen Jahr erfüllen. Grund dafür ist die starke Zunahme bei den Verkäufen von Elektroautos, für die es bei der Berechnung der Flottenabgase spezielle Gutschriften gibt.
„Von Werten über 122 Gramm CO2 pro Kilometer im Jahr 2019 fielen die CO2-Emissionen von Neuwagen im ersten Halbjahr 2020 auf 111 Gramm CO2/km, der größte Rückgang seit Inkrafttreten der Grenzwerte im Jahr 2008“, heißt es in der Studie. Der Umweltdachverband rechnet damit, dass Elektroautos heuer im europäischen Wirtschaftsraum in Summe etwa zehn Prozent der Neuzulassungen ausmachen werden. Im kommenden Jahr soll die Zahl auf 15 Prozent steigen.
Auf der Grundlage ihrer Verkaufszahlen im ersten Halbjahr 2020, das freilich von der Coronakrise und dem Shutdown geprägt war, erfüllen die PSA-Gruppe, Volvo, FCA und die BMW-Gruppe bereits jetzt die EU-Ziele (siehe nebenstehende Grafik). Renault, Nissan, die Toyota-Mazda-Flotte und Ford müssen nur noch eine kleine Lücke von zwei Gramm CO2 pro Kilometer aufholen.
Kritischer dagegen wird es für den größten Autobauer der Welt, die Volkswagen-Gruppe. Ihr fehlen heuer noch fünf Gramm auf die Vorgabe. Hyundai-Kia muss noch drei bis sieben Gramm einsparen, Daimler (Mercedes) sogar neun Gram und Jaguar Land Rover 13 Gramm. Diese Hersteller müssten entweder mehr Plug-in-Fahrzeuge verkaufen oder durch die Zusammenlegung von Emissionen mit anderen Unternehmen (Pooling, wie es etwa FCA mit Tesla macht) beziehungsweise durch eine Kombination von beidem einen Gang hochschalten, wenn sie die Grenzwerte nicht verfehlen wollen, so die Studienautoren. Das wissen die Hersteller. Mercedes setzte in den vergangenen Wochen massiv auf Hybridmodelle, mittlerweile werden in fast allen Klassen Autos angeboten, die mit einem Verbrennungs- und einem Elektromotor angetrieben werden.
VW wollte sein neues Elektroauto, ID.3, heuer eigentlich deutlich früher auf den Markt bringen, wegen Corona stand aber die Produktion still, dazu kamen Softwareprobleme. Deshalb kam es zu einer Verzögerung. (rie)