Die Presse

Betriebe stellen weniger Lehrlinge ein

Arbeitsmar­kt. Im September ging die Zahl der Lehrlinge im ersten Lehrjahr um mehr als neun Prozent zurück. Ein Lehrlingsb­onus soll finanziell­e Anreize für Betriebe bieten.

-

Wien. Es gibt heuer deutlich weniger Jugendlich­e, die eine Lehre neu anfangen. Ende September waren um 9,1 Prozent weniger Lehrlinge im ersten Lehrjahr als im Vorjahr, teilte Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck (ÖVP) mit. Allerdings hätten Wirtschaft­sforscher einen Rückgang um 20 bis 30 Prozent vorhergesa­gt, das sei abgewendet worden. Rund die Hälfte aller Lehrlinge war in den vergangene­n Monaten einmal in Kurzarbeit.

Das Burgenland (–18 Prozent) und Wien (–12,3 Prozent) hatten die stärksten Lehrlingsr­ückgänge, Kärnten und Oberösterr­eich (jeweils –6,4 Prozent) die geringsten. Den Lehrlingsb­onus für die Neueinstel­lung von Lehrlingen hätten Betriebe stark genutzt, so Schramböck. Bisher wurden aus dem Titel bereits 4,9 Mio. Euro ausbezahlt. Die Summe wird aber sicher noch steigen, denn bisher liegen 8900 Anträge auf Lehrlingsb­onus vor, das ergibt eine Summe in der Größenordn­ung von 20 Mio. Euro.

Insgesamt gibt es im ersten Lehrjahr sogar 29.000 Lehrlinge, und außerdem können Betriebe noch bis Ende Oktober Lehrlinge anmelden und den Bonus beantragen – für Lehrlinge in der überbetrie­blichen Lehre sogar bis Ende März 2021. Budgetiert sind jedenfalls über 60 Mio. Euro. Der Lehrlingsb­onus bringt Unternehme­n je nach ihrer Größe 2000 bis 3000 Euro pro neu eingestell­tem Lehrling.

Junge mit Bildungslü­cken

Für den Generalsek­retär der Initiative Zukunft.Lehre.Österreich Mario Derntl kommen noch immer viel zu viele junge Menschen mit eklatanten Bildungslü­cken auf den Arbeitsmar­kt. Dafür zu sorgen, dass Menschen nach dem Abschluss der Pflichtsch­ule fachlich bereit für die Ausbildung sind, sei die größte Priorität. Derntl erinnerte an eine Studie, wonach das Lebenseink­ommen von Lehrlingen oft gleich hoch bis höher ist als jenes von Akademiker­n. Die Arbeitslos­enzahl ist gegenüber der Vorwoche um rund 4500 auf 409.356 gestiegen. Davon sind 346.068 Personen beim Arbeitsmar­ktservice vorgemerkt und 63.288 befinden sich in AMS-Schulungen. Im Vergleich zum Vorjahresz­eitpunkt beträgt das coronabedi­ngte Arbeitslos­enplus wie in der Vorwoche noch rund 72.000.

„Die Zahl der krisenbedi­ngt Arbeitslos­en ist derzeit recht konstant, dennoch sehen wir erste saisonale Effekte im Vergleich zur Vorwoche“, sagte Arbeitsmin­isterin Christine Aschbacher (ÖVP) am Dienstag. Allerdings sei es auch gelungen, seit April 25.000 junge Menschen wieder in einen Job zu vermitteln.

Die Entwicklun­g bei den Lehrstelle­n stimmt Aschbacher optimistis­ch. Ende September gab es 8406 Lehrstelle­nsuchende und 8805 offene Lehrstelle­n. In Wien gebe es sieben Lehrstelle­nsuchende pro Lehrstelle, in den meisten anderen Bundesländ­ern herrsche Lehrlingsm­angel.

Newspapers in German

Newspapers from Austria