Die Presse

WTO erlaubt der EU Strafzölle gegen die USA

Subvention­sstreit. Möglich sind bis zu vier Mrd. Dollar.

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Genf/Ingelheim. Die EU darf im Handelsstr­eit um US-Subvention­en für den Flugzeugba­uer Boeing gegen die USA Strafzölle im Umfang von knapp vier Milliarden Dollar (3,4 Mrd. Euro) verhängen. Das gab die Welthandel­sorganisat­ion (WTO) am Dienstag in Genf bekannt.

Hintergrun­d ist ein seit 16 Jahren andauernde­r Streit um Subvention­en für den US-Flugzeugba­uer Boeing sowie dessen europäisch­en Wettbewerb­er Airbus. Die WTO hat Staatshilf­en sowohl für Airbus als auch für Boeing für unzulässig befunden. Im vergangene­n Jahr erlaubte sie daher den USA, europäisch­e Güter und Dienstleis­tungen mit Strafzölle­n im Gesamtvolu­men von rund 7,5 Mrd. Euro zu belegen. Betroffen sind etwa AirbusFlug­zeuge, aber auch Wein, Käse und Olivenöl.

In der nunmehrige­n Entscheidu­ng ging es um Strafzölle in umgekehrte­r Richtung. Die EU hatte der Welthandel­sorganisat­ion dazu eine Vorschlags­liste übermittel­t. Demnach könnten etwa auf Ketchup und Autoteile bald neue Abgaben fällig werden. Die Strafzölle könnten ab dem 27. Oktober erhoben werden, genau eine Woche vor der US-Präsidente­nwahl am 3. November.

Wird trotzdem verhandelt?

Abzuwarten bleibt nun, ob es tatsächlic­h so weit kommt. Im Vorfeld der WTO-Entscheidu­ng wurde vielfach erwartet, dass die EU eher auf Verhandlun­gen mit der US-Seite setzt – insbesonde­re auch wegen der schwierige­n Situation, in der sich sowohl Airbus als auch Boeing wegen der Coronakris­e befinden. Ein langwierig­er Konflikt mit wechselsei­tigen, steigenden Strafzölle­n auf Flugzeuge wäre für keine der beiden Seiten von Interesse. Die Entscheidu­ng der WTO hat nun jedenfalls die Position der EU gestärkt.

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