Bank Austria an Frankfurter Börse?
Umstrukturierung. Die Holding, in der UniCredit ihre Auslandstöchter inklusive Bank Austria bündeln will, soll laut italienischen Medien an der Deutschen Börse in Frankfurt gelistet werden.
Wien. Eigene Bank-Austria-Aktien gibt es bereits seit der Fusion mit der bayrischen Hypovereinsbank vor 20 Jahren nicht mehr. Die letzte Notierung erfolgte im Februar 2001. Seither müssen Investoren zuerst HVB-Papiere und seit 2005 Aktien der italienischen UniCredit kaufen, wenn sie ihr Geld – zumindest teilweise – in die nach Bilanzsumme größte heimische Bank investieren wollen (inklusive der Auslandstöchter ist die Erste Group das größte heimische Institut).
Das könnte sich jedoch schon bald ändern. Denn wie „Die Presse“mehrfach berichtete, gibt es bei der UniCredit den Plan, die Auslandstöchter in einer Holding zu bündeln. Und zu diesen Töchtern gehört auch die Bank Austria. Als Grund für diesen Schritt wurden bisher immer Vorteile bei der Refinanzierung genannt. So muss UniCredit aufgrund des allgemein schlechteren Zinsumfeldes in Italien höhere Renditen bezahlen, als dies für die Töchter in Deutschland oder Österreich der Fall wäre. Dieses Problem könnte mit der Auslandsholding gelöst werden.
Laut einem Bericht der Mailänder Wirtschaftszeitung „Sole 24 Ore“soll UniCredit-Chef JeanPierre Mustier darüber hinaus aber noch ein zweites Ziel verfolgen. So soll die Ausgliederung der Töchter mit einem öffentlichen Kaufangebot von bis zu 50 Prozent des Kapitals verknüpft werden. Die neue Gesellschaft solle in weiterer Folge an der Deutschen Börse in Frankfurt notieren.
Verkauf zur Kapitalstärkung
Laut dem Mailänder Blatt könnte auch der Bereich Corporate & Investment Banking mit Sitz in München in die neue Holding eingegliedert werden. Die verbleibende italienische Holding würde mit der Ausgliederung und dem öffentlichen Kaufangebot Geldmittel lukrieren, mit denen die Kapitaldecke gestärkt werden könnte. Damit könnten auch Bankenakquisitionen wie jene der italienischen Krisenbank Monte Paschi di Siena (MPS) finanziert werden. Die Regierung in Rom macht zuletzt verstärkt Druck, dass UniCredit das angeschlagene Institut übernimmt.
Dem Bericht zufolge könnte Mustier dem Aufsichtsrat noch bis Ende dieses Jahres den Ausgliederungsplan vorlegen. Ein Teil des Aufsichtsrats sei jedoch mit dem Vorhaben nicht einverstanden, heißt es weiter. Die ablehnenden Mitglieder des Gremiums betrachteten die Ausgliederung der Auslandsbeteiligungen als Beginn eines Abbaus der Gruppe. Bei Uni
Credit wollte man die durchgesickerten Pläne nicht kommentieren.
Sitz der Holding in Mailand
Über die Auslandsholding wird bei UniCredit bereits seit über einem Jahr diskutiert. Ursprünglich gab es dabei auch den Plan, den Sitz dieser Holding in München anzusiedeln. Die Bank Austria wäre dann nicht mehr von der Konzernmutter in Mailand, sondern von der deutschen Zwischenholding gesteuert worden. Diese Pläne wurden im Herbst des Vorjahres jedoch definitiv abgesagt. Mustier erklärte damals, dass der Hauptsitz der Auslandsholding ebenfalls in Mailand sein werde.
Ob die Ausgliederung nur eine bessere Finanzierung bringen soll oder auch gleich für eine Kapitalstärkung der Mutter genutzt wird, dürfte in den kommenden Wochen heiß diskutiertes Thema innerhalb der Bank-Führung werden. Befürworter des Plans meinen, durch die stärkere Kapitalisierung könne UniCredit besser mit dem Konkurrenten Intesa Sanpaolo mithalten. Ein Teil der Aufsichtsratsmitglieder argumentiert jedoch, das Thema solle erst vom neuen Vorstand verabschiedet werden, der im April 2021 eingesetzt wird. Wie sich dieser genau zusammensetzt, ist noch nicht beschlossen. (jaz/APA)