Disney kündigt Konzernumbau an
Unterhaltungsindustrie. Das Streaming-Geschäft rückt nach vorn. Die Aktie springt in die Höhe.
Burbank. Der US-Unterhaltungsriese Walt Disney passt inmitten der Coronakrise seine Konzernstruktur an, um sich künftig stärker auf den boomenden Streaming-Markt auszurichten.
Die Neuaufstellung bündelt das TV- und Filmgeschäft mit den Online-Videodiensten in der neuen Sparte Media and Entertainment Distribution, wie Disney am späten Montagabend nach USBörsenschluss im kalifornischen Burbank überraschend mitteilte. Die Aktie reagierte nachbörslich mit einem Kurssprung um fünf Prozent.
„Vorrangiger Fokus“
Der Umbau soll das Medien- und Werbegeschäft besser mit den Online-Services verknüpfen und Inhalte zugänglicher für die Streaming-Plattformen machen. So wird vor allem der im November 2019 gestartete Netflix-Konkurrent Disney+ in der Konzernhierarchie nach vorn gerückt, aber auch die anderen On-Demand-Videodienste wie ESPN+ und Hulu. In Zukunft liege der „vorrangige Fokus“auf den Streaming-Services des Unternehmens, erklärte Disney. Zum Chef der neuen Sparte wurde Kareem Daniel befördert. Er ist bereits seit 14 Jahren bei Disney beschäftigt und kümmerte sich in jüngster Zeit in der ThemenparkSparte unter anderem um Fanartikel.
Schwere Verluste durch Corona
Die Neuausrichtung erfolgt in einer der schwersten Krisen. Die Coronapandemie hat Disneys Entertainment-Imperium lahmgelegt, Ende September erst wurde die Entlassung von 28.000 Mitarbeitern angekündigt. Der Schritt folgte auf milliardenschwere Verluste wegen geschlossener Vergnügungsparks und abgesagter Kreuzfahrten.
Etwa zwei Drittel der betroffenen Mitarbeiter seien Teilzeitkräfte vor allem in den US-Themenparks, teilt Disney mit. Kostensenkungen, die Aussetzung von Projekten und Rationalisierungen hätten nämlich nicht ausgereicht. Die Dauer der Pandemie und die mangelnde Bereitschaft der Regierung, in Kalifornien Beschränkungen aufzuheben, hätten die Situation verschärft, hieß es vor zwei Wochen.
Walt Disney World in Florida hatte vor der Pandemie 77.000 Voll- und Teilzeitbeschäftigte, Disneyland in Kalifornien 32.000 Mitarbeiter. Im zweiten Quartal verbuchte Disney einen Verlust von 4,7 Mrd. Dollar (4,02 Mrd. Euro).
Der am gestrigen Dienstag angekündigte Konzernumbau habe aber mit den Einbußen in der Coronapandemie nichts zu tun, beteuerte Konzernchef Bob Chapek im US-Sender CNBC. Es gehe allein darum, „strategisch das Richtige zu tun“. (APA/est)