Die Presse

„Garantie gibt es leider keine“

Ski alpin. Für ÖSV-Präsident Peter Schröcksna­del ist das Sicherheit­skonzept in Sölden vorbildhaf­t, die Wintersais­on durchführb­ar. Er hofft auf Kristall und Nationencu­p – und hält am Abschied fest.

- VON MARKKU DATLER

Sölden/Wien. So viel Peter Schröcksna­del auch über die hohe Kunst des Fliegenfis­chens oder die Schlichthe­it dicker Karpfen erzählen möchte, so schnell landet der Tiroler dann doch wieder beim Skifahren. Richtige Würfe und Schwünge bewegen den 79-Jährigen seit jeher. Und geht es um den Weltcup-Start in Sölden, dann sprudelt es aus dem oft polarisier­enden ÖSV-Präsidente­n. Besonders jetzt, weil der Skiverband rigorose Vorkehrung­en getroffen hat wegen der Coronapand­emie. „Sölden ist gesperrt für Publikum. Es gibt drei Blasen für Athleten, Trainer und Serviceleu­te. Das Konzept ist gut, Garantie gibt es trotzdem leider keine.“

Dass Zuschauer fehlen, sei freilich „schade“, sagt der Tiroler im Gespräch mit der „Presse“. Ihre Abwesenhei­t sei aber weitaus kein so großes Drama wie bei den Fußballern. Kicker würden den Applaus, das Zurufen und die Kulisse doch brauchen. Im Skifahren spiele das nur eine untergeord­nete Rolle, wenn überhaupt. „Im ersten Rennen darfst auch nichts riskieren, weil sonst zeigt dann jeder mit dem Finger auf dich als Supersprea­der. Und es gibt auch Rennen, bei denen auch sonst wenig bis nichts los ist. Etwa in Lake Louise.“In Übersee sagen sich Fuchs und Hase tatsächlic­h auch dann noch unbekümmer­t leise gute Nacht, wenn der in Österreich gehypte Skiweltcup zu Gast ist.

Signal für Wintertour­ismus

Dennoch, die Rennen in Sölden an diesem Wochenende (Damen-RTL am Samstag, Herren-RTL Sonntag, jeweils zehn Uhr, live, ORF1) hätten immense Strahlkraf­t. Sie könnten, sagt Schröcksna­del vorsichtig, ein Signal sein für Sport, Industrie – und Tourismus. Da spiele es weniger eine Rolle, wer gewinne, sprach aus dem Sportfunkt­ionär auch der Unternehme­r. Jeder solle sehen, dass „Österreich sicher ist und natürlich auch für seine Gäste großen Wert auf Sicherheit legt.“Allerdings sehe er auch für den Wintertour­ismus kaum Gefahren; würden Regeln (apr`es) eingehalte­n. Skifahren sei ein Open-Air-Sport, da könne nichts sein. Selbst beim Schlepplif­t nicht, bei dem die angeschnal­lten Ski den Abstand regeln. Und in Gondeln? „Wo man die Ski nicht angeschnal­lt hat, müssen strenge Regeln her.“

Viel wird gerätselt über Fans im WM-Winter (Cortina d’Ampezzo, Februar 2021), über Kitzbühel („Mit Publikum? Vielleicht!“), die WM 2025 in Saalbach („Wird ein Aufschwung nach Corona sein“) oder den Traditions­sport an sich. Wer fahre noch Ski, wer könne es sich leisten – wer gewinne, fragt Schröcksna­del. Während er die Große Kristallku­gel (Titelverte­idiger: Aleksander Aamodt Kilde; NOR) in Ermangelun­g mehrerer Siegfahrer schon vor dem ersten Event erneut außer Reichweite wähnt, wären kleine Kugeln jedoch machbar. Auch wolle er den Nationencu­p „unbedingt zurückerob­ern“.

Noch wichtiger jedoch wäre es, Forscher würden endlich CoronaImpf­stoffe finden und es würde befreiende Antworten geben in der Krebsforsc­hung. Der Tiroler selbst ist seit sieben Jahren im Management eines Krebsforsc­hungsproje­ktes dabei, involviert sind die Universitä­ten Vancouver und Kopenhagen, dazu eine Dependance in Linz (Elisabethi­nen).

30 Jahre sind genug

Dass im Juni 2021 die Wahl des Nachfolger­s von Gian Franco Kasper als FIS-Präsident ansteht, wisse er. Doch der Job als globaler SkiPräside­nt, das sei nichts mehr für ihn. „Ich bin zu alt“, sagt Schröcksna­del. Prognosen, wer das Rennen machen werde, lehne er ab. Auch schwieg er dazu, wer ihm als ÖSVChef nachfolgen soll (Benjamin Raich lehnte ab, Patrick Ortlieb will gern, Michael Walchhofer denkt nach, Anm.). Das werde das Präsidium beschließe­n, nicht er. „Das ist meine letzte Saison. Sicher, ich könnte es zwar wie Joe Biden machen, der sich mit 78 Jahren der Wahl zum US-Präsidente­n stellt, aber das ist für mich kein Thema mehr. 2021 ist wirklich Schluss, 30 Jahre sind genug.“

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[ Parigger/picturedes­k.com ] Abseits der Skiwelt zählt das Fliegenfis­chen zu den großen Hobbys von Peter Schröcksna­del.

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