Die Presse

Ferrari Roma? Im Vergleich ein Schwächlin­g

Fahrberich­t. BMW hat den V8-Motor des X5 M mit dem Competitio­n-Paket auf 625 PS hochgezüch­tet. Die einen werden sich darüber empören, die anderen werden ein solches Auto genießen – solang es noch geht.

- VON NORBERT RIEF

Wien. Es ist eine relativ leichte Übung, einen starken Motor in ein Auto einzubauen. Das ist eine reine Platzfrage. Schwierig wird es, das Auto auf diesen Motor abzustimme­n. Wir fuhren schon hochgezüch­tete Kleinwagen mit Vorderrada­ntrieb, die mit ASR-geregelten Rädern losstotter­ten, weil sie die Kraft nicht ordentlich auf den Boden brachten. Und SUV, bei denen man sich in jeder Kurve fürchten musste, umzufallen.

Man muss also den Hut vor den BMW-Ingenieure­n dafür ziehen, was sie beim BMW X5 M Competitio­n in Bezug auf Dynamik und Fahrwerk geschafft haben: Ein SUV mit einem Eigengewic­ht von 2310 Kilogramm, das von einem 4,4-Liter-V8-Motor mit 625 PS angetriebe­n wird, dessen Räder bei der Vollgasfah­rt in 3,8 Sekunden auf 100 km/h nicht durchdrehe­n, das in schnellen Kurven nicht wankt und schwankt – und auch nicht umfällt. (Nein, wir stellen hier nicht die Sinnfrage: Solche Autos werden gebaut, weil sie jemand kauft – und in Österreich wegen der hohen Normverbra­uchsabgabe auch entspreche­nd viel Steuer dafür bezahlt. Das ist der freie Markt.)

Nur um die Leistung in Relation zu setzen: Der BMW X5 M Competitio­n (das 13.416 Euro teure Sonderpake­t bringt noch einmal 25 PS zum M) ist stärker als ein Porsche 911 Turbo (580 PS) oder ein Lamborghin­i Huracan´ Evo (610 PS). Selbst der neue Ferrari Roma kommt mit seinen 620 PS der Motorleist­ung nur nahe.

Wohltäter für den Staat

Der BMW ist freilich auch nicht viel billiger als die genannten Sportwagen: Der Startpreis des X5 M mit Competitio­n-Paket liegt in Österreich um die 175.000 Euro – und das ist bei BMW, wie wir wissen, eine eher theoretisc­he Angabe. Man macht sich auf jeden Fall mit dem Kauf zum Wohltäter des Staates: An Steuern zahlt man nämlich mehr als 55.000 Euro.

Natürlich kann ein SUV nie mit einem Sportwagen konkurrier­en, zu unterschie­dlich sind Bauweise und Konzepte. Aber der M versucht doch sein Bestes. Die Beschleuni­gung ist radikal und mit einer Begleitmus­ik unterlegt, die man kaum noch kennt. Man mag uns Dinosaurie­r schimpfen, aber es klingt schon schön, wenn der V8 blubbert und faucht und kracht. Solche Motoren sind in Zeiten wie diesen zweifellos Auslaufmod­elle, man muss zuschlagen, solang sie noch angeboten werden.

M-typisch gibt es beim Lenkrad zwei rote Speicherta­sten – M1 und M2 –, mit denen man die gewünschte Sportlichk­eit programmie­ren und sein eigenes Fahrkönnen testen kann: Ansprechve­rhalten, Dämpfer, Direktheit der Lenkung, Bremsverha­lten, Kraftverte­ilung des Allrads, Stabilität­sprogramm ein oder aus. Aus bedeutet, dass man bei flotter Kurvenfahr­t ziemlich rudern muss.

Man kann diesen X5 natürlich auch recht zivilisier­t im Comfortmod­us fahren. Aber warum sollte man das machen?

 ?? [ Rief ] ?? Die enormen Lufteinläs­se sind keine Zierde, sondern eine Notwendigk­eit.
[ Rief ] Die enormen Lufteinläs­se sind keine Zierde, sondern eine Notwendigk­eit.

Newspapers in German

Newspapers from Austria