Die Tiroler „Gletscherehe“liegt auf Eis
Kaum noch Chancen für die Ski-Verbindung Pitztal/Ötztal.
Sölden. Um das umstrittenste aller Seilbahn-Projekte auf Eis zu legen, brauchte es weder die Corona-Pandemie noch die Causa Ischgl. Für 132 Millionen Euro wollten die Bergbahnen Pitztal und Sölden ihre Gletscher-Skigebiete verbinden, 64,4 Hektar sollten neu verbaut werden. Europaweit wurde über die „Gletscherehe“berichtet, und während man im Pitztal auf touristischen Aufholbedarf verwies und Unterstützer wie ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel um sich scharrte, haben 160.000 Menschen eine Gegenpetition unterzeichnet.
Doch schon vor der Pandemie wurde es still um das Projekt. Erst sah das Land Tirol in einem UVPGutachten „untragbare“Auswirkungen für Mensch und Landschaft, dann haben die Projektwerber eine im Jänner angesetzte UVPVerhandlung vertagen lassen. Franz Wackernell, Geschäftsführer der Pitztaler Gletscherbahnen, die den Großteil der Finanzierung stemmen sollten, sagt auf Anfrage: „Das Projekt wurde ruhend gelegt.“Am Pitztaler Gletscher gab es zudem einen Führungswechsel, Hans Rubatscher übergab an Tochter Beate Rubatscher-Larcher, Wackernell ist seit Juni an Bord. Ob der anstehende Wintersaison unter Corona-Bedingungen herrscht freilich auch finanzielle Ungewissheit.
Der durch die Pandemie ruinierte Ruf des Winter-Massentourismus hat der Gletscherehe den nächsten Dämpfer verpasst. Eine Umfrage im Auftrag des WWF zeigt: 87 Prozent der Österreicher sind gegen den Ausbau von Skigebieten in Gletscherregionen. (joe)