Die Presse

Selbstfahr­endes Auto denkt wie ein Wurm

Künstliche Intelligen­z nach dem Vorbild der Natur.

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Für ein erfolgreic­hes Networking muss nicht jeder mit jedem vernetzt sein, sondern man muss gezielt die richtigen Kontakte knüpfen, die für das jeweilige Ziel erfolgvers­prechend sind. Das gilt nicht nur im sozialen System, sondern auch in der Natur – konkret bei Nervennetz­en, die nun als Vorbild für künstliche Intelligen­z dienen.

„Inspiriert von der Natur haben wir neue mathematis­che Modelle für Neuronen entwickelt“, sagt Informatik­er Thomas Henzinger, Präsident des Institute of Science and Technology (IST) Austria, das mit der TU Wien und dem Massachuse­tts Institute of Technology (MIT) an neuen DeepLearni­ng-Methoden forscht.

Bildstörun­gen verkraften

„Die Natur“ist in dem Fall der Fadenwurm C. elegans, der mit seinen nur 302 Nervenzell­en sehr komplexe Aufgaben meistert. Die Forscher ahmten das simple neuronale Netzwerk nach und vereinfach­ten es noch weiter: auf nur 19 Zellen, die künstlich miteinande­r in Kontakt treten ( Nature Machine Intelligen­ce, 13. 10.). Radu Grosu, Leiter der Forschungs­gruppe „Cyber-Physical Systems“an der TU Wien, erklärt, dass der Fadenwurm „auf effiziente und harmonisch­e Art Informatio­n verarbeite­t“. Es ist nicht jede Zelle mit allen anderen verbunden, sondern es entscheide­t jede Zelle, die Signale von Nachbarn erhält, welche Informatio­n weitergege­ben wird.

Als erste Anwendung des selbstlern­enden künstliche­n Nervennetz­werks wählten die Forscher ein selbstfahr­endes Auto, das Spur halten soll. Eine Kamera liefert den Informatio­nsinput, also das Bild der Straße. Das intelligen­te Netzwerk entscheide­t, welche Signale davon wichtig sind, und gibt nur diese an das Kontrollsy­stem des Netzwerks, das das Fahrzeug lenkt. Der Test zeigte, dass dieses System besser mit Störungen im Sichtfeld umgehen konnte als herkömmlic­he Steuerunge­n.

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