Die Presse

Der Pedalritt auf drei Hochzeiten

Radsport. Mit Giro, Klassiker und nun bald Vuelta sind die Rennställe gefordert: Es galt Personal und Material klug zu organisier­en.

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Wien. Es ist der ultimative Stresstest für den Radsportzi­rkus. Der dichte Kalender erfordert eine organisato­rische Höchstleis­tung der World-Tour-Teams. Denn am Sonntag fuhren ihre Profis zeitgleich den Giro d’Italia (Tagessiege­r Tao Geoghegan Hart) und die Flandern-Rundfahrt (Mathieu van der Poel gewann den Klassikers­chlusspunk­t), zudem galt es die letzten Vorbereitu­ngen für die am Dienstag im Baskenland beginnende Vuelta a Espan˜a zu treffen. Womöglich hatte manch einer ob der Absage von Paris-Roubaix (25. Oktober) insgeheim aufgeatmet.

In Flandern wurden so jedenfalls Erinnerung­en an früher wach: Radprofis kletterten wieder aus einfachen Campern anstatt der gewohnten Luxusbusse. Denn nicht alle Rennställe verfügen über zwei dieser Gefährte, und selbst wenn, waren diese schon in Norditalie­n und gen Baskenland unterwegs. Improvisat­ion war also gefragt, es galt auch Mechaniker und Physiother­apeuten aufzustock­en. Nicht mehr zweigleisi­g planen muss Jumbo-Visma, das mit Titelverte­idiger Primozˇ Roglicˇ und Tom Dumoulin die Vuelta-Favoriten stellt. Wird der Giro-Ausstieg nach Coronafäll­en am Ende noch ein Vorteil?

Auch Giro-Renndirekt­or Mauro Vegni weiß um diese organisato­rische Herausford­erung. „Es ist klar, dass das Management von drei Rennen parallel für die Teams ein großes Problem darstellt. Aber dieses Jahr ist besonders. Wir müssen akzeptiere­n, was ist“, so der 61-Jährige. Sein Motto laute deshalb: „Alles, was klappt, ist gut.“

Erholung vor den Alpenpässe­n

In diesem Sinn hält Vegni an der Zieleinfah­rt des 103. Giro d’Italia am 25. Oktober in Mailand fest. „Ich sehe das nicht als Wahrschein­lichkeit, sondern als Gewissheit“, betonte er vor dem heutigen zweiten Ruhetag. Ein Fiasko wie vor einer Woche sollte sich nach den negativen Zwischente­stungen nicht wiederhole­n. Echte Erholung wäre für die Profis essenziell, gilt es doch Kräfte für die letzte Woche zu sammeln. In dieser warten fünf Etappen mit einer Länge um die 200 km, gespickt mit den schweren Anstiegen auf ValbonaPas­s (17. Etappe), Stilfser Joch (18.) und Colle dell’Agnello (20.) – sofern das Wetter es erlaubt.

Auch für Patrick Konrad wird sich in den Alpen zeigen, ob er den siebenten Gesamtrang aus 2018 heuer toppen kann. „Die wirklich harten Etappen kommen erst. Ich bin weiter optimistis­ch, was die Gesamtwert­ung betrifft“, so der Niederöste­rreicher. Nach dem Rückfall im Zeitfahren kam er am Sonntag mit der Verfolgerg­ruppe als Sechster ins Ziel und blieb Gesamtneun­ter. Der Vorsprung von Spitzenrei­ter Joao˜ Almeida (POR) schrumpfte auf 15 Sekunden. (swi)

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[ AFP ] Der Giro hat Norditalie­n erreicht. Während es in den Alpen noch um den Gesamtsieg geht, fällt in Spanien der Startschus­s für die Vuelta.

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