Die Presse

Van der Bellen: „Pandemie geht uns allen auf die Nerven“

Nationalfe­iertag. Festakte fanden nur symbolisch statt. Von den Staatsober­häuptern kamen Durchhalte­parolen.

- VON ANNA THALHAMMER

Wien. Am Nationalfe­iertag gab es dieses Jahr nur wenig zu feiern – die Festivität­en wurden abgesagt, auf ein Minimum beschränkt oder in den virtuellen Raum verlegt. Auch die Reden von Präsident Alexander Van der Bellen und Kanzler Sebastian Kurz standen ganz im Zeichen von Covid-19. Während Van der Bellen zu mehr Gelassenhe­it aufrief, ließ Kurz einmal mehr mit Appellen an die Bevölkerun­g aufhorchen.

„Diese Pandemie geht uns allen ordentlich auf die Nerven. Sie ist eine Belastung für uns alle. Aber werden wir uns davon unterkrieg­en lassen? Natürlich nicht“, versuchte Van der Bellen Optimismus zu versprühen. Er zeigte Verständni­s für Verzweiflu­ng und Wut – und dafür, dass man auch in der Politik Schuldige suche. „Viel wird im Augenblick über Sinn und Unsinn der Maßnahmen zur Eindämmung des Virus gesprochen. Das ist gut, weil reden immer gut ist. Aber bitte beachten Sie: Dieses Virus ist weder rot noch blau, noch türkis, oder grün oder pink oder welcher Farbe auch immer. Nein, es ist einfach nur: ein Virus“, sagte er. „Versuchen wir geduldig miteinande­r zu sein. Und mit uns selbst.“

Das Virus solle mit Wissenscha­ft, Vernunft und Mitgefühl bekämpft werden. Van der Bellen bedankte sich außerdem bei allen, die sich an die Coronarege­ln halten. „Sie wissen schon: Hände waschen, Abstand halten, Mund-Nasen-Schutz tragen, StopCorona-App verwenden.“Von der Regierung mahnte er rechtzeiti­ge, verständli­che und nachvollzi­ehbare Kommunikat­ion ein.

Kanzler ersucht um Disziplin

Kanzler Sebastian Kurz erinnerte in seiner Rede daran, „wie gut es uns heute geht. Der Friede, die Freiheit und der Wohlstand, die wir oft als selbstvers­tändlich erachten, sind in Wahrheit alles andere als das.“Seit der Unabhängig­keit 1955 habe Österreich viel erreicht. Darauf könne das Land nun aufbauen und relativ stark in die Krise gehen. „Aber es liegen noch schwere Monate vor uns und ich weiß, dass das für uns alle nicht einfach ist.“Er habe Verständni­s für jene, die „Corona“einfach nicht mehr hören können. „Ich verstehe das. Auch ich möchte keine Maske tragen müssen, keine Einschränk­ungen erdulden und Feste feiern, wenn es mir gerade passt.“Als Regierungs­chef habe er aber eine andere Aufgabe. „Und daher muss ich Ihnen leider sagen: Es ist alternativ­los.“Einmal mehr appelliert­e er an die Bevölkerun­g: „Leisten wir alle unseren Beitrag und tun wir, was notwendig ist. Wenn Frust, Unmut oder Wut stärker werden, erinnern wir uns, dass diese Krise nicht von Dauer, sondern ein Ende absehbar ist. Lassen Sie uns gemeinsam mutig und hoffnungsf­roh in die nächsten Monate gehen.“

Festakte ohne Feierstimm­ung

Die Festakte selbst fanden abgespeckt statt. Sowohl die traditione­lle Leistungss­chau des Bundesheer­es, die sich zum 25. Mal gejährt hätte, als auch Führungen durch die Hofburg, das Parlament und die Ministerie­n fielen aus. Das Hohe Haus konnte im Rahmen von virtuellen Führungen erkundet werden. Die Nationalra­tspräsiden­ten erklärten die Säulen der Demokratie. Das Parlament müsse gerade in schwierige­n Zeiten für die Menschen zugänglich bleiben, hieß es. Dazu gab es etliche weitere Videos von Klubobleut­en bis hin zu Führungen durch das Demokratie­quartier oder das historisch­e Parlaments­gebäude am Ring, das aktuell saniert wird.

Auf dem Heldenplat­z wurde eine symbolisch­e Feier abgehalten, an der zwölf Rekruten, zwei Regierungs­mitglieder, Van der Bellen und Vertreter der Geistlichk­eit teilnahmen. Die Bevölkerun­g konnte via TV zusehen. Die Kranzniede­rlegung durch den Bundespräs­identen und die Bundesregi­erung wurde wie gewohnt abgehalten. Die traditione­lle Angelobung von Rekruten fand nur eingeschrä­nkt statt: Statt 300 Grundwehrd­ienern nahmen zwölf am Festakt teil – symbolisch für jene Zahl an Erwachsene­n, die outdoor bei einer Veranstalt­ung erlaubt sind.

Auch das Wetter spielte nicht ganz mit. Der Überflug von drei Eurofighte­rn und vier Saab 105 war aufgrund der dichten Wolkendeck­e nur zu hören, aber nicht zu sehen. Der Heldenplat­z wurde großräumig abgeriegel­t, um die wenigen Zuschauer, die gekommen waren, auf Abstand zu halten.

Es ist alternativ­los. Wir werden noch viele Monate mit dem Virus leben müssen.

Kanzler Sebastian Kurz

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