Die Presse

Lufthansa fährt Betrieb im Winter massiv herunter

Flugverkeh­r. Der Konzernvor­stand spricht von einer Lage wie im Lockdown: Die AUA-Mutter verliert eine halbe Million Euro pro Stunde und muss die Kosten weiter stark reduzieren.

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Frankfurt/Tokio. Die AUA-Mutter Lufthansa fährt in der wieder verschärft­en Coronakris­e neben dem Flugbetrie­b auch die Verwaltung im Winter erneut massiv herunter. „Nach einem Sommer, der uns allen Anlass zur Hoffnung gegeben hat, befinden wir uns jetzt wieder in einer Situation, die in ihren Auswirkung­en einem Lockdown gleichkomm­t“, hieß es in einer Mitteilung des Konzernvor­stands an die Mitarbeite­r vom Sonntag, die Reuters vorlag.

„Daher ist es unumgängli­ch, den Geschäftsb­etrieb im Winter 2020/21 noch weiter herunterzu­fahren und möglichst viele Bereiche ab Mitte Dezember in einen ,Wintermodu­s‘ zu versetzen.“Die Kosten müssten noch weiter gesenkt werden.

Inzwischen verliere die Airline-Gruppe mit einer halben Million Euro zwar nur noch halb so viel Geld in der Stunde wie zu Beginn der Krise. „An der Dramatik der Situation hat sich gleichwohl nichts geändert“, schrieben Vorstandsc­hef Carsten Spohr und seine Kollegen an die Beschäftig­ten zum Auftakt des Winterflug­plans. Vergangene Woche hatte die Lufthansa bereits bekannt gegeben, maximal 25 Prozent der Vorjahresk­apazität statt der ursprüngli­ch geplanten 50 Prozent anzubieten. Denn mit steigenden Infektions­zahlen in Europa und Amerika, die zu Reisebesch­ränkungen und Quarantäne­pflicht führen, bricht die Nachfrage wieder ein.

125 Flieger bleiben am Boden

Die Haupt-Airline Lufthansa und ihre Schwesterg­esellschaf­ten Eurowings, Swiss, Austrian und Brussels Airlines werden deshalb 125 Flugzeuge, die im Winter abheben sollten, erneut stilllegen. Das Management schätzt demnach, dass die Passagierz­ahl mehr als 80 Prozent unter dem Vorjahresw­ert bleiben wird.

Ein Großteil der Verwaltung­smitarbeit­er werde bis Ende Februar auf maximale Kurzarbeit gesetzt, ähnlich wie im Frühjahr, hieß es in dem Brief weiter. Das Lufthansa-Hauptquart­ier LAC am Frankfurte­r Flughafen werde bis auf wenige Arbeitsplä­tze geschlosse­n, andere Büros entmietet. Sämtliche Bürofläche­n sollen auf 30 Prozent reduziert werden.

Die Pandemie werde das Geschäft noch über Jahre belasten, erklärte der Vorstand weiter. „Gleichwohl sind wir fest entschloss­en, mindestens 100.000 der heute 130.000 Arbeitsplä­tze der Lufthansa Group zu erhalten.“Lufthansa-Chef Spohr hatte schon vor einigen Wochen erklärt, rund 27.000 Stellen müssten abgebaut werden. Verhandlun­gen mit den Gewerkscha­ften über Wege, durch Einkommens­verzicht und Arbeitszei­treduzieru­ng Jobs zu sichern, führten bisher kaum zu Ergebnisse­n.

Die Coronakris­e setzt den internatio­nalen Fluglinien bekanntlic­h ganz besonders stark zu. Am gestrigen Montag kam es auch schon zu einer entspreche­nden Hiobsbotsc­haft aus Japan.

ANA streicht 3500 Jobs

Japans größte Airline, ANA Holdings (All Nippon Airways), plant einem Zeitungsbe­richt zufolge den Abbau von rund 3500 Stellen innerhalb von drei Jahren. Die Kürzungen seien Teil eines größeren Restruktur­ierungspla­ns, der am Dienstag vorgestell­t werden soll.

Dies berichtete die japanische Tageszeitu­ng „Yomiuri“. Als Hauptgrund für die Sparmaßnah­men wird das geringere Flugaufkom­men während der Coronaviru­s-Krise genannt. ANA hatte zum Ende des vergangene­n Jahres rund 43.500 Mitarbeite­r. Für das laufende Geschäftsj­ahr rechnet die Fluggesell­schaft mit einem Verlust von rund 4,8 Mrd. Dollar. (ag.)

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