Die Presse

Türkische Lira hört nicht auf zu fallen

Devisen. Die Währungssc­hwäche wird für die Türkei zunehmend zum Problem.

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Wien. Angesichts der Spannungen der Türkei vor allem mit Frankreich und wegen der Politik der türkischen Zentralban­k ist der Kurs der türkischen Lira auf ein neues Rekordtief gesunken.

Am Montag wurden 8,03 türkische Lira für einen US-Dollar gehandelt, 9,52 Lira für einen Euro. Seit Beginn des Jahres hat die türkische Lira damit 26 Prozent gegenüber dem US-Dollar an Wert verloren. Seit dem Sommer fällt die Devise von Rekordtief zu Rekordtief. „Das war so vorhersehb­ar, nachdem die türkische Notenbank mit ihrer Zinsentsch­eidung vergangene Woche enttäuscht hatte“, sagte Timothy Ash, Chef-Analyst für Schwellenl­änder beim Vermögensv­erwalter Blue Bay. Die türkische Zentralban­k hatte den Leitzins in der Vorwoche trotz hoher Inflation unveränder­t bei 10,25 Prozent gelassen. Analysten hatten mit einer Erhöhung gerechnet, weil die Teuerungsr­ate auf zweistelli­ge Prozentwer­te gestiegen ist. Auch die stark geschmolze­nen Währungsre­serven des Landes haben die Talfahrt der Lira beschleuni­gt. Zudem lasten Spannungen im Verhältnis zur EU und zu den USA sowie die Sorge über mögliche Sanktionen auf der Währung.

Mögliche Zahlungsbi­lanzkrise

Der türkische Präsident, Recep Tayyip Erdogan,˘ ist ein erklärter Zinsgegner. Er hatte die vorangegan­genen Lockerunge­n der Notenbank maßgeblich mit angestoßen und sich davon mehr Anschubhil­fe für die Wirtschaft erhofft.

Wegen der anhaltende­n Talfahrt der Lira trennen sich immer mehr ausländisc­he Anleger von Anleihen des Landes. Dies trieb die Rendite der bis 2034 laufenden Dollar-Bonds am Montag auf 7,6 Prozent, den höchsten Stand seit rund einem Monat. Gleiches galt für die Titel mit einer Laufzeit bis zum Jahr 2041, die bei 7,8 Prozent rentierten.

„Da das gesamte Land unter einem großen Berg von Fremdwähru­ngskredite­n leidet, wird die Währungssc­hwäche zu einem akuten Problem“, warnte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. „Gemessen am Bruttoinla­ndsprodukt liegt die Auslandsve­rschuldung bei 62 Prozent. Eine Zahlungsbi­lanzkrise liegt im Bereich des Möglichen.“(ag.)

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