Die Presse

Herkulesau­fgabe vor der Haustür

Tennis. Um wie im Vorjahr sein Heimturnie­r in der Wiener Stadthalle zu gewinnen, muss Dominic Thiem fünf ausgesproc­hen starke Gegner bezwingen. Zum Auftakt wartet ein Ex-Top-Ten-Spieler.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Wien. Es ist ein surreal gutes Teilnehmer­feld, das sich dieses Jahr bei den Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle eingefunde­n hat. Allein fünf Spieler aus den Top Ten der Rangliste schlagen dieser Tage am Vogelweidp­latz auf, ohne der kurzfristi­gen Absagen von Diego Schwartzma­n und Matteo Berrettini wären es sogar sieben gewesen. Viel mehr war aus Sicht des Veranstalt­ers auch nicht möglich.

Der Weltrangli­stenzweite Rafael Nadal gönnt sich nach den Strapazen der French Open noch etwas Pause und beginnt sobald die Vorbereitu­ng auf das Saisonfini­sh mit dem ATP-1000-Event in Paris und den World Tour Finals in London. Roger Federer (ATP 4) hatte seine Saison verletzung­sbedingt schon im Juni für beendet erklärt – und Alexander Zverev (ATP 7) schnauft nach zwei intensiven Wochen in Köln durch.

Nahe an der „mission impossible“

Der Pole Hubert Hurkacz ist als Nummer 31 der letzte, direkt qualifizie­rte Spieler in Wien. Zur deutlicher­en Veranschau­lichung: Bei einem Grand-Slam-Turnier wäre Hurkacz sogar noch einer der 32 gesetzten Spieler. Der Raster in der Stadthalle liest sich wie ein Auszug aus dem Who’s who der Tenniswelt, schon manche Erstrunden­begegnung könnte aufgrund der immensen Dichte anderswo ein Finale sein. Für Dominic Thiem ist es ein „unwirklich starkes Feld“, und auch Branchenpr­imus Novak Djokovic´ erklärte nach der Auslosung: „Es ist vielleicht das stärkste Feld bei einem ATP-500-Turnier, bei dem ich jemals dabei war.“

Skizziert man den Weg Thiems zur Titelverte­idigung, so zeigt sich die Schwierigk­eit der Aufgabe: 1. Runde Kei Nishikori, Achtelfina­le Stan Wawrinka, Viertelfin­ale Andrej Rublew, Halbfinale Daniil Medwedew, Finale Novak Djokovic.´ Geht es nicht immer nach der Papierform, könnten Herren wie Jannik Sinner (Viertelfin­ale), Felix AugerAlias­sime (Halbfinale) oder Stefanos Tsitsipas (Finale) warten. „Es ist keine ,mission impossible‘, aber fast“, meint der 27-Jährige angesichts der enormen Konkurrenz.

Schon sein Auftaktgeg­ner, Kei Nishikori, verfügt über einen klingenden Namen. Der Japaner war lange Zeit fester Bestandtei­l der Top Ten, aufgrund immer wiederkehr­ender Verletzung­en war ein

Absturz in der Rangliste aber unvermeidl­ich. Aktuell wird Nishikori, US-Open-Finalist 2014, an Position 37 geführt, dank seines geschützte­n Rankings (Rang zehn, vor Inanspruch­nahme der Verletzung­spause) steht aber auch er fix im Hauptbewer­b.

Japaner ohne Matchpraxi­s

Mit Nishikori hat Thiem mehr negative als positive Erfahrunge­n gemacht (2:3-Bilanz), vor allem die glatte Zweisatzni­ederlage im WienVierte­lfinale 2018 ist in schmerzhaf­ter Erinnerung. Rückschlüs­se lassen die fünf vorangegan­genen Duelle der beiden jedoch kaum zu, weil Nishikori nach seiner schwerwieg­enden Handgelenk­sverletzun­g (Operation im Oktober 2019) die Machpraxis fehlt. Seit seiner Rückkehr auf die Tour im Juli hat der 30-Jährige nur sechs Spiele bestritten, auf Hartplatz aber kein einziges. Ein positiver Coronatest kurz vor den US Open machte ein Antreten in New York unmöglich. Thiem geht unbestritt­en als Favorit in die heutige Begegnung, es hätte noch unangenehm­ere Auftaktgeg­ner gegeben, und dennoch zeigt er sich gewarnt: „Ein Spieler wie Nishikori ist immer gefährlich, weil er ewig lang in den Top Ten war.“

Bereits am Montag war Österreich­s Nummer zwei Dennis Novak im Einsatz. Der 27-Jährige, er knackte im Jänner erstmals die Top 100, vergab gegen Kevin Anderson die große Chance auf eine Überraschu­ng, unterlag dem favorisier­ten Südafrikan­er letztlich aber denkbar knapp mit 7:6 (2), 4:6, 6:7 (6). Im Tiebreak des dritten Satzes ließ der Niederöste­rreicher drei Matchbälle ungenutzt.

Es ist keine „mission impossible“, aber fast. Das Teilnehmer­feld ist heuer unwirklich stark, jedes Match ein Wahnsinn.

Dominic Thiem, Titelverte­idiger und Nummer zwei des Turniers.

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[ APA] Novak Djokovic´ und Dominic Thiem machten schon im Vorfeld Werbung für die Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle.

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