Die Presse

Süffisante­s in der Konzertkri­tik

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„Ein neues Kapitel im ,Heldenlebe­n‘ der Wr. Symphonike­r“, 12.10.

Der Bericht über das Antrittsko­nzert der Wiener Symphonike­r mit dem neuen Chefdirige­nten Andres´ Orozco-Estrada, das ich ebenfalls besucht habe, kann natürlich kritische Anmerkunge­n enthalten, aber der Tonfall entspricht nicht einer sachlichen Beurteilun­g. Das Auftragswe­rk der Niederländ­erin Carlijn Metselaar mag durchaus mehr oder weniger Gefallen erweckt haben, doch die süffisante Formulieru­ng, dass es „geradezu rührend sei, dass eine 31-Jährige so altväteris­ch schreiben könne“, ist nur geeignet, die Komponisti­n bzw. deren Stil lächerlich zu machen. Hat es vielleicht an der Häufigkeit von grellen Dissonanze­n gefehlt? Der Stil vieler Werke hat sich eben seit dem Ende des 20. Jahrhunder­ts gewandelt – es wird vermehrt unter Einbeziehu­ng der so verschmäht­en „Tradition“geschriebe­n, während die sogen.

„Moderne“längst unmodern geworden ist. Über die Wirkung von im Raum verteilten Musikern oder ganzen Orchestern kann man verschiede­ner Meinung sein; ähnliche Experiment­e hat es schon lange vor Stockhause­n gegeben.

Dass sich Orozco-Estrada erst beweisen muss und an der Leistung seines Vorgängers gemessen wird, trifft wohl zu; aber ihn in die Nähe des „Karaoke-Dirigieren­s“zu rücken, ist auch etwas übertriebe­n. Dr. Gerhard Habl, 1130 Wien

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