Die Presse

Hebein hält Ludwig die Tür noch auf

Wien. Obwohl der Bürgermeis­ter mit den Neos über eine Koalition verhandelt, geben die Grünen die Hoffnung auf eine zweite Chance nicht ganz auf.

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Wien. Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) hat sich entschiede­n: Er wird mit den Neos über eine Koalition verhandeln. Die noch amtierende Vizebürger­meisterin, Birgit Hebein (Grüne), zeigte sich bei der Stellungna­hme am Dienstagna­chmittag enttäuscht, will der SPÖ aber nicht den Rücken kehren.

„Es bleibt abzuwarten, ob es zu einem Koalitions­abkommen zwischen SPÖ und Neos kommt. Unsere Türen für Verhandlun­gen sind und bleiben offen“, sagte Hebein in der Pressekonf­erenz. Mehrmals betonte sie die nach wie vor aufrechte Gesprächsb­ereitschaf­t mit der SPÖ. Die Koalition habe in den vergangene­n zehn Jahren gut funktionie­rt, der Klimaschut­z habe in der Stadtregie­rung an Bedeutung gewonnen. Die Zusammenar­beit zwischen Sozialdemo­kraten und Neos sieht Hebein dagegen unter keinem guten Stern.

„Zwischen Rot-Grün gab und gibt es keine unüberbrüc­kbaren Inhalte“, sagte sie. Bei der Sozialund Gesundheit­spolitik etwa passe „kein Blatt Papier“zwischen die beiden Parteien, während „zwischen SPÖ und Neos ganze Papierfabr­iken“Platz fänden. Weiters hält Hebein jegliche Diskussion­en, mehr Geld in private Krankenhäu­ser zu investiere­n, für „verfehlt“. Stattdesse­n solle sich die Stadtregie­rung vor allem jetzt in der Coronakris­e auf die Ausstattun­g öffentlich­er Spitäler konzentrie­ren, um eine „ausgehunge­rte Sozialstad­t Wien“zu verhindern. Ebenso verfehlt wäre ein jahrelange­r Stillstand im Bereich des Klimaschut­zes, findet die grüne Stadtpolit­ikerin. „Genau das würde aber eine Koalition mit den Neos bedeuten.“

Über den ausschlagg­ebenden Grund für Michael Ludwigs Absage zum Weiterkoal­ieren wollte sich die Vizebürger­meisterin nicht äußern. „Die Entscheidu­ng ist eine, die die SPÖ getroffen hat. Persönlich­e Gespräche bleiben persönlich.“Jedenfalls denke sie nicht, dass ihr Vorstoß zur autofreien Innenstadt das Verhältnis zwischen Rot und Grün derart angekratzt haben könnte, dass das letztlich der Grund für die Entscheidu­ng war: „Glauben Sie, dass der Herr Bürgermeis­ter so eine gravierend­e Entscheidu­ng aufgrund vermeintli­cher Befindlich­keiten oder falsch transporti­erter Stimmungsb­ilder trifft?“(ozl)

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[ APA ] Birgit Hebein (Grüne) befürchtet eine „ausgehunge­rte Sozialstad­t Wien“.

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