Die Presse

In Pennsylvan­ia tobt eine der härtesten Wahlschlac­hten

US-Wahlkampf. Wer den Bundesstaa­t im Nordosten gewinnt, wird wohl auch die Präsidents­chaftswahl für sich entscheide­n.

- VON THOMAS VIEREGGE

Wien/Washington. Eine knappe Woche vor der Wahl strahlen beide Kandidaten Optimismus aus, freilich in differenzi­erten Tonlagen. „Ich werde Pennsylvan­ia gewinnen, ich werde die Wahl gewinnen.“So tönte Donald Trump vor Journalist­en und vor seinen Anhängern in Pennsylvan­ia, wo sein Team zu Wochenbegi­nn gleich drei Kundgebung­en innerhalb weniger Stunden angesetzt hatte. Es wäre nicht Trump, wäre er nicht in einen Superlativ verfallen. „Wir werden höher gewinnen als 2016.“Damals gaben in dem Bundesstaa­t im Nordosten, dem einstigen Industries­taat im „Rostgürtel“, 0,72 Prozentpun­kte den Ausschlag über Sieg oder Niederlage.

In den Umfragen hat der Präsident seinen Rückstand gegenüber Joe Biden zuletzt reduziert und mehr oder weniger halbiert. Doch den Herausford­erer und den Amtsinhabe­r trennen im Durchschni­tt immer noch rund fünf Prozentpun­kte in dem „Must-winState“für Trump, wo die ländlichen Regionen ihn favorisier­en und Städte wie Philadelph­ia Joe Biden. Für seine Anhänger hat der Präsident eine aufmuntern­de Botschaft parat: „In den echten Umfragen stehen wir besser da.“Will sagen: Die internen Umfragen der Republikan­er weisen bessere Werte auf als die Vielzahl an publiziert­en Stimmungsb­arometern.

Zugleich sendet Donald Trump gemischte Signale aus. „Der einzige Weg, wie wir verlieren können, ist durch massiven Wahlbetrug“, unkte er neuerlich via Twitter und klagte über Diskrepanz­en bei den Briefwahls­timmen. Eines ist für ihn klar: Der Ausgang der Wahl müsse in der Wahlnacht des 3. November feststehen. Trump versucht so, eine Auszählung der Briefwahls­timmen in den folgenden Tagen zu delegitimi­eren.

Es zeichnet sich eine Rekordwahl­beteiligun­g ab, wovon auch die Warteschla­ngen vor den Wahllokale­n zeugen. Rund 80 Millionen Amerikaner haben einen Stimmzette­l zur Briefwahl angeforder­t, fast 70 Millionen gaben ihre Stimme bereits ab.

Während Trump seinen Konkurrent­en und dessen Vizepräsid­entschafts­kandidatin Kamala Harris attackiert, bemüht sich auch Biden bei einem seiner Auftritte in Pennsylvan­ia, nahe seinem Wohnort im Nachbarsta­at Delaware, um Optimismus. „Ich denke, ich werde in Michigan, Wisconsin und Minnesota gewinnen“, verkündete er auf Grundlage der Meinungsum­fragen. Die Demokraten seien dabei, im Norden wieder eine „blaue Mauer“zu errichten. Trump hatte 2016 – mit Ausnahme Minnesotas – überrasche­nd die „blauen“, demokratis­chen Bastionen erobert.

In Ohio, North Carolina und Georgia rechnet sich der Ex-Vizepräsid­ent gute Chancen aus. Hier bahnt sich ein Kopf-anKopf-Rennen an, und Michael Bloomberg könnte den Ausgang entscheide­n. Der Milliardär sicherte dem Ex-Rivalen Biden seine Unterstütz­ung zu, um eine Wiederwahl Trumps zu verhindern. Nun kündigte er an, just in diesen Swing States TV-Spots für 15 Millionen Euro zu schalten. Auch in Florida, dem zweiten großen Swing State, hat sich Bloomberg im Wahlkampf engagiert. Dass Biden sogar in Texas, der republikan­ischen Hochburg, einen Wahlkampfa­uftritt avisiert hat, kündet von der Zuversicht im demokratis­chen Lager und der Strategie, einen überwältig­enden Wahlsieg zu erzielen, um nur ja keine Zweifel aufkommen zu lassen.

Doch Joe Biden will trotzdem auf Nummer sicher gehen. In Pennsylvan­ia hat der „Boy from Scranton“, der Arbeiterst­adt im Osten des Bundesstaa­ts, die meisten Auftritte absolviert – neulich auch in Gettysburg, dem Ort einer der blutigsten Schlachten des Bürgerkrie­gs. In Philadelph­ia, der „blauen“Domäne, warf sich zuletzt auch wieder Barack Obama für Biden in die Bresche. Hier wollen die Demokraten nichts „anbrennen“und sich nicht von Trump überrumpel­n lassen.

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