In Pennsylvania tobt eine der härtesten Wahlschlachten
US-Wahlkampf. Wer den Bundesstaat im Nordosten gewinnt, wird wohl auch die Präsidentschaftswahl für sich entscheiden.
Wien/Washington. Eine knappe Woche vor der Wahl strahlen beide Kandidaten Optimismus aus, freilich in differenzierten Tonlagen. „Ich werde Pennsylvania gewinnen, ich werde die Wahl gewinnen.“So tönte Donald Trump vor Journalisten und vor seinen Anhängern in Pennsylvania, wo sein Team zu Wochenbeginn gleich drei Kundgebungen innerhalb weniger Stunden angesetzt hatte. Es wäre nicht Trump, wäre er nicht in einen Superlativ verfallen. „Wir werden höher gewinnen als 2016.“Damals gaben in dem Bundesstaat im Nordosten, dem einstigen Industriestaat im „Rostgürtel“, 0,72 Prozentpunkte den Ausschlag über Sieg oder Niederlage.
In den Umfragen hat der Präsident seinen Rückstand gegenüber Joe Biden zuletzt reduziert und mehr oder weniger halbiert. Doch den Herausforderer und den Amtsinhaber trennen im Durchschnitt immer noch rund fünf Prozentpunkte in dem „Must-winState“für Trump, wo die ländlichen Regionen ihn favorisieren und Städte wie Philadelphia Joe Biden. Für seine Anhänger hat der Präsident eine aufmunternde Botschaft parat: „In den echten Umfragen stehen wir besser da.“Will sagen: Die internen Umfragen der Republikaner weisen bessere Werte auf als die Vielzahl an publizierten Stimmungsbarometern.
Zugleich sendet Donald Trump gemischte Signale aus. „Der einzige Weg, wie wir verlieren können, ist durch massiven Wahlbetrug“, unkte er neuerlich via Twitter und klagte über Diskrepanzen bei den Briefwahlstimmen. Eines ist für ihn klar: Der Ausgang der Wahl müsse in der Wahlnacht des 3. November feststehen. Trump versucht so, eine Auszählung der Briefwahlstimmen in den folgenden Tagen zu delegitimieren.
Es zeichnet sich eine Rekordwahlbeteiligung ab, wovon auch die Warteschlangen vor den Wahllokalen zeugen. Rund 80 Millionen Amerikaner haben einen Stimmzettel zur Briefwahl angefordert, fast 70 Millionen gaben ihre Stimme bereits ab.
Während Trump seinen Konkurrenten und dessen Vizepräsidentschaftskandidatin Kamala Harris attackiert, bemüht sich auch Biden bei einem seiner Auftritte in Pennsylvania, nahe seinem Wohnort im Nachbarstaat Delaware, um Optimismus. „Ich denke, ich werde in Michigan, Wisconsin und Minnesota gewinnen“, verkündete er auf Grundlage der Meinungsumfragen. Die Demokraten seien dabei, im Norden wieder eine „blaue Mauer“zu errichten. Trump hatte 2016 – mit Ausnahme Minnesotas – überraschend die „blauen“, demokratischen Bastionen erobert.
In Ohio, North Carolina und Georgia rechnet sich der Ex-Vizepräsident gute Chancen aus. Hier bahnt sich ein Kopf-anKopf-Rennen an, und Michael Bloomberg könnte den Ausgang entscheiden. Der Milliardär sicherte dem Ex-Rivalen Biden seine Unterstützung zu, um eine Wiederwahl Trumps zu verhindern. Nun kündigte er an, just in diesen Swing States TV-Spots für 15 Millionen Euro zu schalten. Auch in Florida, dem zweiten großen Swing State, hat sich Bloomberg im Wahlkampf engagiert. Dass Biden sogar in Texas, der republikanischen Hochburg, einen Wahlkampfauftritt avisiert hat, kündet von der Zuversicht im demokratischen Lager und der Strategie, einen überwältigenden Wahlsieg zu erzielen, um nur ja keine Zweifel aufkommen zu lassen.
Doch Joe Biden will trotzdem auf Nummer sicher gehen. In Pennsylvania hat der „Boy from Scranton“, der Arbeiterstadt im Osten des Bundesstaats, die meisten Auftritte absolviert – neulich auch in Gettysburg, dem Ort einer der blutigsten Schlachten des Bürgerkriegs. In Philadelphia, der „blauen“Domäne, warf sich zuletzt auch wieder Barack Obama für Biden in die Bresche. Hier wollen die Demokraten nichts „anbrennen“und sich nicht von Trump überrumpeln lassen.