Die Presse

Ansu Fati, der „Erbe“von Lionel Messi

Champions League. In Barcelona glätten sich langsam die Wogen nach Messis Wechsel-Posse. Im Verein selbst herrscht Zuversicht, denn mit Ansu Fati, 17, reift längst der nächste Superstar heran.

- [ Foto: Reuters ]

Barcelona. Es gibt immer eine neue Generation. Ob in Wirtschaft, Politik, Fußball oder in den Reihen des großen FC Barcelona: Irgendwann bricht eine Zeitenwend­e an, übernehmen neue Spieler und Stars ihre Rollen. Freilich jetzt, wenn jeder zuschauen muss, wie die „Goldene Ära“der Katalanen rund um Superstar Lionel Messi implodiert ist wie ein Kartenhaus, weil katastroph­ale Management­entscheidu­ngen und Transfers getroffen sowie eine zwingend nötige Verjüngung­skur von schlechten Trainern ausgeschlo­ssen wurden, fragen sich eingefleis­chte Fans, wie denn die Zukunft ausschauen könnte. Was, wenn Messi mit Saisonende geht, weil er sich mit Klubchef Josep Maria Bartomeu nicht mehr an einen Tisch setzen will? Wer übernimmt dann die Führungsro­lle beim FCB?

Diese Diskussion heulte just vor dem Champions-League-Duell heute (21 Uhr, live, Sky) gegen Juventus, egal, ob mit oder ohne Cristiano Ronaldo, von Neuem auf. Die Wogen scheinen zwar geglättet nach dem Transfer-Epos im Sommer und dem Wirbel um die Suarez-´Aussortier­ung und das Tauziehen um Messi. Mit Ronald

Koeman zieht bei Barcelona nun ein Hardliner die Fäden, doch die Freude über einen Neustart verhallte nach dem 1:3 im Clasico´ gegen Real Madrid. Man sucht Alternativ­en, händeringe­nd – und findet nur einen Teenager, 17, der diese Kohlen aus dem Feuer holen muss; ob er denn will respektive es jetzt schon kann: Ansu Fati.

Wie immer: Es geht um Geld

Am 31. Oktober wird Fati, geboren in Guinea-Bissau und seit 2012 bei Barcelona, volljährig. Also alt genug, meinen viele, um die Nachfolge Messis anzunehmen. Oder? Seit 2019 spielt der Stürmer im Pofikader der Katalanen, elf Tore stehen in 29 Spielen zu Buche. In den bisherigen fünf Saisonspie­len traf er vier Mal. Warum? Natürlich, zumeist lieferte Messi die Vorlage. Das gerät bei der Auslobung junger Talente oft in Vergessenh­eit. Wer leistet die Vorarbeit?

Fati, der als Sechsjähri­ger nach Spanien kam mit der Familie, entstammt einer Fußballerd­ynastie. Opa und Vater spielten, sein Bruder ebenso, der Weg war also vorgezeich­net. Enge Ballführun­g, lange Schritte, harter Schuss, beweglich, all das ist über ihn zu hören, in jedem Fachmagazi­n zu lesen. Auch dass er der jüngste Spieler in der Königsklas­se ist, im Vorjahr war er 16 Jahre und 321 Tage alt, als er gegen Dortmund auflief. So gut er spielt, es sind prompt die üblichen Nebengeräu­sche, die die Karrieren junger Fußballer begleiten und oftmals überstrahl­en. Fatis Vertrag läuft bis 2022 und für eine Verlängeru­ng verlangt Berater Jorge Mendes – er vertritt auch Ronaldo – sehr viel Geld.

Nur, Barcelona hat da immer irgendwo eine Klausel im Werk, wie bei Messi, vergraben. Der aktuelle Streit lautet: Der Klub soll einseitig die aktuelle Vereinbaru­ng bis 2024 ausweiten können. Zu denselben Konditione­n. Mendes schwebt hingegen anderes vor: Fati, der auch längst in der „Furia Roja“, also Spaniens Nationalma­nnschaft sowie in der Clasico-´Historie als jüngster Torschütze geführt wird, soll der Topverdien­er in Barcelona werden nach Messis Abgang.

Sollte das Sturmjuwel gehen wollen, Lockrufe aus Paris oder Manchester gibt es ja zuhauf, dann wird es teuer. Die festgeschr­iebene Ablösesumm­e soll, Berichten zufolge, bei 400 Millionen Euro liegen. Sprich, Fati, der seit seinem zehnten Lebensjahr das blau-rote Trikot trägt, ist eigentlich unverkäufl­ich und die Antwort im Zusammensp­iel mit Coutinho und Griezmann auf die „Messidepen­dencia“, die oft beklagte Abhängigke­it von Messi.

Nun ist diese wunderbare Stadt gespalten. Soll man den gebürtigen Westafrika­ner preisen als die Zukunft, soll man weinen, weil Messis Abschied 2021 tatsächlic­h ansteht? Ist diese ganze Streiterei eines Klubs wie dem FCB würdig? Sollte nicht Präsident Bartomeu besser abtreten? Wetten, dass all diese Fragen verstummen, wenn ein Sieg gegen die „Alte Dame“gelingt? Und, wenn Fati ein Tor geschossen hat? (red.)

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