Bereits mehr als 1000 Coronatote
Coronavirus. Mit den Neuinfektionen steigt auch die Zahl der Spitalspatienten. Ärzte sehen die Kapazitätsgrenzen erreicht. Gestorben sind an Covid-19 mittlerweile mehr als 1000 Menschen.
Österreich. Die Zahl der Coronatoten in Österreich ist acht Monate nach den ersten bestätigten Infektionen auf über 1000 gestiegen. Bis Dienstagfrüh sind 1005 Personen an den Folgen von Covid-19 gestorben. Deutlich mehr als die Hälfte der Toten – 57 Prozent – waren Männer. Am Dienstag wurden 2835 Neuinfektionen innerhalb der vergangenen 24 Stunden gemeldet. Deutlich gestiegen ist die Zahl der Patienten im Spital: 1400 Erkrankte lagen am Dienstag im Krankenhaus, davon 203 auf Intensivstationen – am Montag waren es noch 188. 24.789 Menschen waren aktiv infiziert. Die meisten Neuinfektionen wurden am Dienstag mit 590 aus Niederösterreich gemeldet, in Wien waren es 456, in Tirol 407 und in Oberösterreich 405. Die Steiermark meldete 367 neue Fälle, Vorarlberg 234 und Salzburg 208. In Kärnten kamen 97 Infektionen hinzu und im Burgenland 41.
Wien. Acht Monate nach den ersten bestätigten Covid-19-Fällen in Österreich ist die Zahl der Todesopfer auf mehr als 1000 gestiegen. Bis Dienstag starben 1005 Personen an oder mit dem Coronavirus. In den 24 Stunden zuvor wurden 2835 Neuinfektionen gemeldet (am Montag waren es 2456), die meisten aus Niederösterreich (590), gefolgt von Wien (456), Tirol (407) und Oberösterreich (405). Insgesamt fielen bisher 86.102 Tests positiv aus. 24.789 Menschen sind derzeit infiziert, 60.308 wieder genesen.
Mit 1400 Personen deutlich gestiegen ist auch die Zahl der Spitalspatienten, 203 von ihnen werden auf Intensivstationen betreut – am Montag waren es noch 188. In Wien benötigten am Dienstag 262 Patienten eine Spitalsbehandlung (Montag: 246), weitere 75 lagen auf Intensivstationen (Montag: 68). Für Covid-19-Patienten freigehalten werden insgesamt 400 Akut- und 150 Intensivbetten. Bei Bedarf kann diese Zahl laut Wiener Gesundheitsverbund (ehemals: Krankenanstaltenverbund) verdoppelt werden – allerdings auf Kosten des Regelbetriebs.
Um diesen so lang wie möglich aufrechtzuerhalten, kooperieren die Wiener Krankenhäuser daher mit den Ordensspitälern und einigen Privatkliniken. Eigene „CoronaSpitäler“wie im Frühjahr gibt es im Übrigen keine mehr, alle Häuser beteiligen sich an der Behandlung von Covid-19-Patienten.
Bereits erreicht ist der kritische Bereich in den Spitälern für Wolfgang Weismüller, Vorsitzender des Personalgruppenausschusses Ärzte im Gesundheitsverbund. „Ab etwa 100 intensivpflichtigen Covid-19-Patienten wird es dramatisch“, sagt er im „Presse“-Gespräch. „Dann beginnt die ,Kriegsmedizin‘ mit Triagieren (Priorisierung nach der Schwere der Erkrankung, Anm.) und dem Verschieben von nicht dringenden Behandlungen sowie Eingriffen.“
Zu wenig Ärzte und Pflegekräfte
Das Problem sei dabei weniger die Zahl der Betten, sondern der Personalmangel. „In Wiens Spitälern fehlten schon vor der Coronakrise mindestens 300 Ärzte, auch Pflegekräfte gab es zu wenige. Zudem fallen nicht nur, aber vor allem im Bereich der Pflege zunehmend Kolleginnen und Kollegen aus, die selbst erkranken oder sich in Quarantäne befinden“, sagt Weismüller. „Für Intensivpatienten, die nicht an Covid-19 leiden, gibt es bereits jetzt nicht ausreichend personelle Ressourcen. Ich glaube, bei vielen ist immer noch nicht angekommen, dass Engpässe unmittelbar bevorstehen.“Sein Ratschlag laute daher, sich an die Verhaltensregeln zu halten und größere Menschenansammlungen sowie Flugreisen zu meiden. Weihnachtsmärkte beispielsweise sollten seiner Ansicht nach nicht erlaubt werden.
Vor bevorstehenden Versorgungsengpässen warnte zuletzt auch eine Gruppe führender österreichischer Mediziner in einer gemeinsamen Stellungnahme. Behandlungen von Covid-19-Patienten auf Intensivstationen dauerten deutlich länger als jene von mittelschwer Erkrankten.
„Ungebremste“Wellen von vielen gleichzeitig eingelieferten Patienten würden die Spitäler daher erheblich beanspruchen. „Ein funktionierendes Gesundheitssystem setzt voraus, dass stationäre Kapazitäten nicht überlastet werden. Auch sehr gut ausgebaute Gesundheitssysteme weisen, unabhängig von der aktuellen Pandemie, eine hohe Auslastung auf, wobei insbesondere der Auslastungsgrad der Intensivressourcen bei etwa 90 Prozent liegt“, heißt es darin.
Die Sterberate von vermutlich rund 0,3 Prozent der Infizierten sei zwar „unter Bedingungen eines funktionierenden Gesundheitssystems für die Gesamtbevölkerung“gering. In Regionen mit starker Ausbreitung erreiche sie aber um ein Vielfaches höhere Werte und steige im Alter deutlich an.
Altersschnitt auf 42,2 Jahre gestiegen
Grundsätzlich verlaufen rund 90 bis 95 Prozent aller Infektionen mild oder symptomfrei. Fünf bis acht Prozent der Betroffenen benötigen eine Spitalsbehandlung, von diesen landen 15 bis 20 Prozent auf einer Intensivstation. Stark beeinflusst werden diese Raten vom Alter sowie Gesundheitszustand der Erkrankten und variieren daher auch innerhalb Österreich – so kann sich etwa ein größeres Cluster in einem Pflege- oder Altersheim spürbar auf diese Zahl der Spitalspatienten in dem jeweiligen Bezirk auswirken.
Derzeit liegt das Durchschnittsalter der Infizierten bei 42,2 Jahren, Mitte August lag dieser Wert der Ages zufolge noch bei 31,5 Jahren. Zwischen 19. und 25. Oktober machte die Gruppe der über 65-Jährigen bereits 14,9 Prozent aller Übertragungen aus. Fast die Hälfte der Infizierten – exakt 44,8 Prozent – war älter als 45 Jahre.