Die Presse

Die kleine rückkehr in die schule

Bildung. Am Montag startet der Unterricht für die jüngeren Schüler wieder vor Ort. Für die älteren nicht. Eine „Flut an Schularbei­ten und Tests“soll es für niemanden geben.

- VON JULIA NEUHAUSER

Wien. „Zerknirsch­t“wirkte Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) vor zweieinhal­b Wochen, als er die neuerliche Schließung der Schulen verkündete. Das haben ihm damals seine Kinder attestiert. „Heute müssen meine Kinder, glaube ich, zufriedene­r mit mir sein“, sagte der Minister am Mittwoch bei seinem Auftritt vor den Kameras. „Denn die Schule kehrt – auch als sozialer Ort – zurück.“

Zufrieden werden mit der neuen Regel aber nicht alle sein. Das räumte auch Faßmann ein. „Manche werden sagen: ,Das geht nicht weit genug.‘ Andere werden sagen: ,Das ist viel zu viel.‘“Die Mehrheit werde die Entscheidu­ng der Regierung aber hoffentlic­h nachvollzi­ehen können. Es sei eine ausgesproc­hen schwierige Abwägung zwischen dem Recht auf Bildung und dem Gesundheit­sschutz gewesen.

Versproche­n hat die Bundesregi­erung bei der Verkündung des neuerliche­n Lockdowns, die Schulen „gleich als Allererste­s“wieder aufzusperr­en, und das wird nun (zumindest teilweise) auch passieren. Bereits am kommenden Montag, dem 7. Dezember, wird der Unterricht an Volksschul­en, Mittelschu­len und AHS-Unterstufe­n wieder aufgenomme­n. Sofern am Fenstertag nicht schulauton­om frei ist. Damit endet für die Jüngeren (und ihre Eltern) das Homeschool­ing nach 14 Unterricht­stagen. Im Kindergart­en gibt es ebenso wieder Regelbetri­eb.

Regelmäßig­e Massentest­s für Lehrer

Für die Oberstufen heißt es dann auch nach 23 Unterricht­stagen im Fernunterr­icht weiter durchhalte­n. Vor den Weihnachts­ferien wird es für sie keinen Unterricht vor Ort mehr geben. Eine Ausnahme gibt es für Abschlussk­lassen. Maturanten kehren in die Schulen zurück. „Mir ist bewusst, dass sich die Oberstufen­schüler schon relativ lang im Distance Learning befinden“, sagte der Minister. Dafür hätte aber nicht nur die vergleichs­weise hohe Sieben-Tage-Inzidenz in dieser Altersgrup­pe gesprochen, sondern auch der Umstand, dass die Jugendlich­en wohl am besten mit dem Lernen zu Hause zurechtkom­men.

Der Betrieb in den Schulen wird sich nach der Wiedereröf­fnung verändern. Fortan muss auch während des Unterricht­s der Mund-Nasen-Schutz getragen wer

Das ist eine heikle Angelegenh­eit. Gar keine Frage. Aber bevor wir den Präsenzunt­erricht aufgeben, ist mir dieses gelindere Mittel lieber.

Heinz Faßmann (ÖVP)

Der Bildungsmi­nister zur Maskenpfli­cht

den. Das gilt für alle Kinder ab zehn Jahren. „Das ist eine heikle Angelegenh­eit. Gar keine Frage“, sagte Minister Faßmann, „aber bevor wir den Präsenzunt­erricht aufgeben, ist mir dieses gelindere Mittel lieber.“Die Maskenpfli­cht gilt in diesem Bereich auch für die Lehrer.

Die Schule will der Minister, wie er bereits im Vorfeld immer wieder betonte, „virus-robust“machen. Die Massentest­s für Lehrer sollen dazu beitragen. Ab Jänner wird es diese regelmäßig geben. „Nur dann“, sagte Faßmann mit einem wohl unabsichtl­ichen Seitenhieb in Richtung Kanzler, „sind sie tatsächlic­h sinnvoll.“Denn Tests seien immer nur Momentaufn­ahmen.

Für einen „sicheren Schulbegin­n“soll auch die Nutzung größerer Räume sorgen. Unterstufe­nklassen können Zimmer der Oberstufen­klassen nutzen. In Gemeinden, wo das möglich ist, soll die Schule in den Mehrzwecks­aal oder in das Gemeindeam­t ausweichen. Die Beginnzeit­en in der Früh dürfen gestaffelt werden. Die Gemeinden haben das abhängig vom öffentlich­en Nahverkehr zu regeln. Durch diese Maßnahmen erhofft sich der Bildungsmi­nister weniger direkte Kontakte an Schulen.

Im Frühjahr hat man dazu noch auf andere Möglichkei­ten zurückgegr­iffen. Damals gab es Schichtbet­rieb. Die Klassen wurden in zwei Gruppen geteilt und tageweise abwechseln­d oder geblockt in die Schule geholt. Geprüft wurde diese Variante auch jetzt. Man hat sich aber dagegen entschiede­n. In Familien mit mehreren Kindern hätten „nicht synchrone Betreuungs­situatione­n“nämlich zu erhöhtem Stress geführt.

Förderunte­rricht für die Oberstufe

Die entfallene­n Unterricht­stage vor Ort sorgen für eine durchaus stressige Schulzeit vor Weihnachte­n. Es werde aber, verspricht der Minister, „keine Flut an Tests und Schularbei­ten“geben. In diesem Semester wird pro Fach nur eine Schularbei­t durchgefüh­rt. Stattfinde­n kann diese ab 7. Dezember. Vorausgese­tzt, der Stoff wurde den Schülern schon eine Woche davor bekannt gegeben.

Für Schularbei­ten können übrigens auch ganze Oberstufen­klassen in die Schule geholt werden. Zur Vorbereitu­ng dieser darf die Hälfte anwesend sein. Generell können bis zu 25 Prozent der Schüler einer Klasse stundenwei­se in die Schule kommen. Etwa zur Förderung. Die wird es im Fall der nun schon lang zu Hause sitzenden Oberstufen­schüler im neuen Jahr mit Sicherheit verstärkt brauchen. Der Minister verspricht Ergänzungs- und Förderunte­rricht.

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Die Minister Heinz Faßmann (Bildung), Gernot Blümel (Finanzen) und Elisabeth Köstinger (Tourismus) präsentier­ten am Mittwoch die Details zu den Lockerunge­n.
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