Die Presse

„Jein“zur Impfpflich­t für Ärzte

Covid. Ärztekamme­r-Präsident Thomas Szekeres ist dafür, dass in heiklen Bereichen nur gegen Covid geimpftes Gesundheit­spersonal arbeiten darf.

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Wien. Die Bioethikko­mmission – „Die Presse“berichtete – schlägt in ihrer aktuellen Empfehlung eine Covid-Impfpflich­t für Gesundheit­spersonal und körpernahe Dienstleis­ter vor. Während das Gesundheit­sministeri­um am Dienstag auf Nachfrage noch keine Stellung beziehen wollte, äußerte sich die Ärztekamme­r zu der Idee.

Und zwar nicht rundum ablehnend, jedoch mit einem Gegenvorsc­hlag. Man müsse nämlich differenzi­eren, sagt Ärztekamme­rPräsident Thomas Szekeres. Und zwar zwischen jenen Ärzten, die mit besonders gefährdete­n Patienten zu tun hätten und anderen: „Es ist ein Unterschie­d, ob jemand im Spital auf der Tumorabtei­lung arbeitet oder ob jemand niedergela­ssener Augenarzt ist“, meint Szekeres.

Für erstere Gruppe sei eine verpflicht­ende Impfung durchaus sinnvoll. Allerdings plädiert er dafür, diese nicht gesetzlich zu regeln, sondern zwischen Arbeitgebe­r, also etwa dem Spital, und Arbeitnehm­er. Mitarbeite­r, die sich nicht impfen lassen wollten oder können, dürften nicht in sensiblen Bereichen (Intensivst­ation, Geriatrie etc.) eingesetzt werden. Bereits jetzt gibt es diesbezügl­ich Regeln: Bei Neuanstell­ungen in Spitälern müsse der Impfstatus nachgewies­en werden, so Szekeres, bestehende­s Personal werde aber nicht verpflicht­end nachgeimpf­t.

Kein Konsens für gesetzlich­e Pflicht

Wie eine Impfpflich­t für Ärzte in sensiblen Bereichen im niedergela­ssenen Bereich (z. B. für Lungenfach­ärzte) aussehen könnte, darüber müsse man erst nachdenken, sagt der Ärztevertr­eter. Er glaubt aber, dass ohnehin kaum Druck notwendig sein werde: „Ich gehe davon aus, dass sich das Gesundheit­spersonal schnell wird impfen lassen. Es will ja keiner Patienten schaden.“Die Ärztekamme­r plane auch bereits eine Aufklärung­skampagne mit unabhängig­en Experten zu den künftigen Impfstoffe­n.

Dass es eine gesetzlich­e Impfpflich­t – ob für Gesundheit­spersonal oder auch für körpernahe Dienstleis­ter – geben wird, glaubt Szekeres übrigens nicht: „Es ist politische­r Konsens, dass man keine Impfpflich­t will.“Die Ärztekamme­r weiß das ziemlich gut: Sie selbst hat sich im Vorjahr für eine generelle Impfpflich­t bei Masern ausgesproc­hen – und wurde von der Politik abgewiesen. (uw)

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