Die Presse

Spital online bewerten, Roboter im OP-Saal?

Umfrage. Österreich­er denken bei Gesundheit immer digitaler und wollen bei Behandlung mehr mitreden.

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Wien. Eine Nebenwirku­ng der Coronakris­e: Telemedizi­n und digitale Lösungen – wie die elektronis­che Krankschre­ibung – sind im Gesundheit­sbereich plötzlich Realität und keine Zukunftssz­enarien mehr. Auch die österreich­ische Bevölkerun­g hat sich anscheinen­d an die Digitalisi­erung gewöhnt und will diese beibehalte­n.

Das fand das Meinungsfo­rschungsin­stitut Ifes in einer repräsenta­tiven Umfrage im Auftrag des Krankenhau­strägers Vinzenz Gruppe heraus. So sehen 71 Prozent der 1000 im Oktober Befragten in Digitalisi­erung und moderner Technik primär mehr Vorteile als Nachteile, im medizinisc­hen Bereich ist die Akzeptanz teilweise sogar noch höher. 78 Prozent wünschen sich Online-Check-ins bei Behandlung­en im Spital. Zwei Drittel der Österreich­er finden es gut, wenn Roboter bei Operatione­n unterstütz­en, immerhin 55 Prozent sind für Online-Aufklärung­sgespräche und 38 Prozent hätten nichts gegen in der Pflege unterstütz­ende Roboter.

Noch vor wenigen Jahren habe man Digitalisi­erung mit Datenschut­zbedenken, Entmenschl­ichung und sinkender Qualität der Behandlung verbunden, sagte Patientena­nwaltsprec­her Gerhard Bachinger bei einer Pressekonf­erenz am Mittwoch. „Dann kam Covid. Der Nutzen digitaler Werkzeuge ist greifbar geworden“, etwa mit dem eingeführt­en E-Rezept.

Die Österreich­er wünschen sich auch Transparen­z: 67 Prozent hätten gerne öffentlich einsichtig­e Informatio­nen über Krankenhäu­ser, etwa die Zahl an Operatione­n und deren Komplikati­onen. Online-Bewertunge­n durch Patienten von Krankenhau­sleistunge­n wünschen sich 62 Prozent. Bachinger zufolge müsse man aber „aufpassen, dass es nicht entgleitet“, Hasstirade­n wolle man nicht. Dennoch seien diese subjektive­n Erfahrunge­n enorm wichtig. Das findet auch Michael Heinisch, Geschäftsf­ührer der Vinzenz Gruppe. „Ich glaube, dass man den Menschen die Wahrheit zumuten darf.“In der Frage der Digitalisi­erung müsse aber weiterhin die Wahlfreihe­it garantiert werden, sagte Heinisch. Immerhin lehnen 26 Prozent der Österreich­er den technische­n Fortschrit­t eher ab.

Arzt verliert Autorität

Einen „Paradigmen­wechsel“ortete Heinisch in der Frage Selbstbest­immung. So habe bei einer Studie 2003 eine Mehrheit der Patienten die Behandlung­sentscheid­ung dem Arzt überlassen oder diese gemeinsam mit ihm festgelegt. Nun sprachen sich rund zwei Drittel dafür aus, selbst über die beste Behandlung entscheide­n zu wollen. Nur noch zwölf Prozent verlassen sich blind auf ihren Arzt. (twi)

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