Die Presse

Lauda: Mit 10.000 Euro nach Spanien

Luftfahrt. Die zu Ryanair gehörende Fluglinie Laudamotio­n hat regelmäßig hohe Bargeldbet­räge nach Mallorca gebracht. Die Gewerkscha­ft fordert nun eine Prüfung der Steuerzahl­ungen.

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Wien. Es sind doch eher ungewöhnli­che Vorgänge, über die ehemals in Düsseldorf stationier­te deutsche Flugbeglei­ter der zur irischen Billigflug­linie Ryanair gehörenden Laudamotio­n berichten. So hätten sie bei Flügen nach Palma de Mallorca immer wieder rote Taschen mit Bargeldbet­rägen von knapp unter 10.000 Euro in die Hand gedrückt bekommen. Sie sollten das Geld im Flugzeug mitnehmen und in Spanien abgeben. Und so sei es dann auch geschehen: Sobald die Maschinen in Palma angedockt waren, sei bereits ein Ryanair-Mitarbeite­r zugestiege­n und habe die Taschen eingesamme­lt. In manchen Fällen wären so knapp 60.000 Euro in bar von Deutschlan­d nach Spanien transporti­ert worden.

Dokumentie­rt wurden diese ominösen roten Taschen von den Flugbeglei­tern mit Fotos, wie aus entspreche­nden Berichten der deutschen Medien „Welt“und SWR in Zusammenar­beit mit ORF und „Profil“hervorgeht. Und auch die heimische Gewerkscha­ft Vida berichtet davon, dass sich in Wien stationier­te Laudamotio­n-Mitarbeite­r ebenfalls im Vorjahr bei ihr gemeldet hätten, weil von ihnen entspreche­nde Bargeld-Transporte nach Palma verlangt worden seien.

Woher das Geld dabei stammt, ist klar. Es sind Einnahmen aus dem Bordverkau­f, bei dem Getränke und Speisen, aber auch Parfüms und Duty-Free-Zigaretten während des Fluges von den Passagiere­n erworben werden. Seit diesem Jahr wurde die Zahlung aufgrund des Coronaviru­s komplett auf kontaktlos­e Verfahren umgestellt – in früheren Jahren dürften dabei aber durchaus auch große Mengen an Bargeld zusammenge­kommen sein. Laut der Aussage eines deutschen Flugbeglei­ters wurden bis zu 100.000 Euro pro Woche umgesetzt.

Ab 10.000 Euro fragt der Zoll

Dieses Geld landete zuerst im Crew-Safe der Laudamotio­n-Basis in Düsseldorf. So weit, so normal. Anders als bei anderen Fluglinien wurde es dann aber nicht von einem Geldtransp­orter abgeholt und in Deutschlan­d bei der Bank eingezahlt. Sondern eben in Pakete von knapp 10.000 Euro aufgeteilt und nach Palma de Mallorca gebracht. Der Betrag von knapp unter 10.000 Euro lässt sich dadurch erklären, dass ab dieser Summe der Bargeldimp­ort in Spanien aktiv beim Zoll angemeldet werden muss. In Österreich soll der Ablauf ident gewesen sein.

Warum dieser ungewöhnli­che Schritt erfolgte, dazu gibt es unterschie­dliche Antworten. Laut der heimischen Gewerkscha­ft Vida steht der Verdacht im Raum, dass das Geld ins Ausland gebracht wurde, weil dort geringere Umsatzsteu­ern anfallen. Denn beim Bordverkau­f in einem Flugzeug gilt die Regel, dass die Umsatzsteu­er immer im Land des Abflugorte­s zu entrichten ist. Bei einem Flug von

Wien nach Berlin wäre dies also Österreich, beim Rückflug Deutschlan­d.

Anders die Erklärung von Ryanair, die in den ersten Berichten von „Welt“und Co. das Thema noch als Ganzes zurückgewi­esen hat. Auf Anfrage der „Presse“heißt es: „Bevor Zahlungen beim Bordverkau­f kontaktlos gemacht wurden, wurde das Bargeld in Übereinsti­mmung mit den EU-Regeln und den Zollvorsch­riften zu zentralen Cash-Abwicklung­sstellen in Spanien, Irland und Großbritan­nien gebracht.“Grund dafür sei, dass Cash-Abwicklung­en (Zählen etc.) sehr teuer seien und Ryanair dies aus Effizienzg­ründen zentralisi­ert mache.

Wegen Verlust keine Steuer

Die geäußerten Vorwürfe von „verärgerte­n Ex-Mitarbeite­rn“seien falsch. Ryanair nennt als Beweis für die korrekte Verbuchung der Umsätze die Provisione­n, die an die Mitarbeite­r für den Bordverkau­f gezahlt wurden. „Und die konnte es nur geben, wenn die Umsätze korrekt in das Rechnungsw­esen eingegeben wurden.“

Weiter heißt es: Der Bordverkau­f wurde vollständi­g in der Bilanz von Lauda abgebildet. Da das Unternehme­n jedoch Verluste macht, wurde darauf in Österreich keine Körperscha­ftssteuer gezahlt. Auf die Nachfrage der „Presse“, ob für Flüge ab Wien auch immer in Österreich die Umsatzsteu­er abgeführt wurde, ging bis Redaktions­schluss keine Antwort ein. (jaz)

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[ Reuters ] Bei Lauda flogen nicht nur rote Gurte mit, sondern auch rote Geldtasche­n.

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