Die Presse

Salzburgs neuer Torjäger

Hintergrun­d. Me¨rgim Berisha spielte schon in der U9 für Salzburg, fand aber erst über Umwege zu seinem Glück. Der Deutsche, 22, ist ein Stürmertyp, wie ihn der Verein so noch nie zuvor hatte.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Wien. Red Bull Salzburg hat vor dem abschließe­nden Gruppenspi­el in der Champions League gegen Atle´tico Madrid kommenden Mittwoch sein Schicksal selbst in der Hand. Mit einem Heimsieg gegen die Spanier würde Österreich­s Meister die Spanier in der Tabelle noch überholen und erstmals in der Vereinsges­chichte ins Achtelfina­le aufsteigen. Möglich gemacht haben dieses Szenario der Salzburger Erfolg bei Lok Moskau (3: 1) und das Unentschie­den der Madrilenen gegen die bereits fix qualifizie­rten Bayern (1:1).

Der späte Münchner Ausgleichs­treffer durch Thomas Müller in der 86. Minute ließ auch die Mannschaft von Trainer Jesse Marsch im über 3400 Kilometer entfernten Moskau jubeln. Sie könnte nun mit nur zwei Siegen aus sechs Spielen in die K.-o.-Phase der 16 besten Teams Europas vorstoßen, Atle´tico würde im Fall eines Unentschie­dens in Wals-Siezenheim sogar ein Sieg (im Hinspiel gegen Salzburg) zum Weiterkomm­en genügen.

Salzburger Urgestein

Gegen Lok Moskau in die Erfolgsspu­r gebracht hat Salzburg Me¨rgim Berisha. Der deutsche U21-Teamspiele­r traf in der ersten Halbzeit doppelt und hält nun bereits bei vier Treffern in der laufenden Champions-League-Saison. Vor den Mittwochsp­ielen lag Berisha in der Torschütze­nliste damit auf Platz fünf. Häufiger getroffen haben bislang nur Dortmunds Tormaschin­e und Ex-Salzburger Erling Haaland (6) sowie mit je fünf Toren das Trio Marcus Rashfordfo­rd (Mananchche­sesteter (M Unititeded),), Un Al´ Alvararo Morata (Juventus) und Alassane Ple´a (Gladbach).

Nachdem Salzburgs nomineller Top-Stürmer Patson Daka im Hinspiel gegen Atle´tico mit einer Oberschenk­elverletzu­ng verletzt hatte ausgewechs­elt werden müssen, drohte der Klub für die kommenden Wochen viel an Torgefahr zu verlieren. Berisha aber war zur Stelle, als es darauf ankam. Er traf in fünf der sechs folgenden Spiele, unter anderem in beiden Duellen gegen Bayern. „Die Chance hat sich ergeben – und Me¨rgim hat sie voll genutzt. Er war auf den Punkt da, einfach bereit dafür“, sagt Christoph Freund.

Salzburgs Sportdirek­tor kennt Berisha eine gefühlte Ewigkeit, beide sind Urgesteine des Vereins. Freund arbeitet seit 2006 für den heimischen Branchenpr­imus, Berisha stieß kurze Zeit später zur U9.

Im bayerische­n Berchtesga­den unmittelba­r an der österreich­i-´ schen Grenze als Sohn kosovo-albanische­r Eltern geboren, durchlief der Stürmer die Red-Bull-Akademie und sammelte bereits als 16-Jähriger Spielpraxi­s beim Kooperatio­nsverein FC Liefering in der zweithöchs­ten Liga. „Er war damals schon richtig talentiert“, erinnert sich Freund im „Presse“Gespräch, „aber geschenkt wurde ihm nichts.“

Weil die Konkurrenz in Salzburg zu groß und zu stark war, musste der Deutsche Umwege nehmen. In den Jahren von 2017 bis 2019 wurde Berisha an den Lask, Magdeburg und Altach verliehen, erst im Jänner 2020 kehrte er nach Salzburg zurück. Die Zukunft blieb dennoch ungewiss. Immerhin musste Wunderstür­mer Erling Haaland – er war nach der Hinrunde zu Dortmund gewechselt – ersetzt werden.

Am Sturmduo Patson Daka und Hee-chan Hwang kam Berisha im Frühjahr nicht vorbei, bei acht Einsätzen traf er ein Mal. Hwangs Abgang gen Leipzig im Sommer spielte dem U21-Nationalsp­ieler des DFB schließlic­h in die Karten, seine Chancen auf Einsätze stiegen dadurch beträchtli­ch.

Berisha, irgendwie einzigarti­g

Jetzt schlägt Berishas Stunde. „Er hat sich nie aufgegeben, immer an sich geglaubt, obwohl er es wirklich nicht leicht hatte“, sagt Freund. Der 22-Jährige genießt in dieser Saison das Vertrauen von Jesse Marsch, nachdem er zuvor immer unter dem Radar geflogen war, stets in der zweiten oder dritten Reihe Platz nehmen musste.

In Berishas Spiel ist nun aber ein gewisses Selbstvers­tändnis eingekehrt, Tore gegen Bayern oder Atle´tico haben wesentlich dazu beigetrage­n. Der 1,88 Meter große Angreifer ist zudem ein Spielertyp, wie ihn Salzburg so zuvor noch nie in seinen Reihen gehabt hat. Freund: „Wir hatten oft kleine, wendige Stürmer, und dann gänzlich andere Angreifer wie Soriano, Dabbur oder Haaland. Me¨rgim ist irgendetwa­s dazwischen, ein sehr kompletter Spieler.“

Mergim steht noch bis Sommer 2022 bei Salzburg unter Vertrag. Es wäre unser Ansinnen, schon bald mit ihm zu verlängern.

Christoph Freund, Salzburg-Sportdirek­tor

 ?? [ Gepa ] ?? Me¨rgim Berishas Saisonbila­nz: 15 Spiele, neun Tore. In Moskau traf er doppelt.
[ Gepa ] Me¨rgim Berishas Saisonbila­nz: 15 Spiele, neun Tore. In Moskau traf er doppelt.

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