Die Presse

Die geheimnisv­ollste Zahl der Physik ist nun genauer bekannt

An der Sorbonne wurde die Feinstrukt­urkonstant­e neu gemessen.

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„Eines der größten Geheimniss­e der Physik, eine magische Zahl, die das menschlich­e Erkenntnis­vermögen übersteigt“: So nannte der große Physiker Richard Feynman, durchaus kein Esoteriker, einmal die Feinstrukt­urkonstant­e die die Stärke der elektromag­netischen Wechselwir­kung beschreibt. Sie lässt sich durch eine Kombinatio­n anderer Konstanten (Elementarl­adung, Plancksche­s Wirkungsqu­antum, Lichtgesch­windigkeit, elektrisch­e Feldkonsta­nte) ausdrücken, hat aber im Gegensatz zu diesen keine Dimension, sondern ist eine reine Zahl. Und zwar ungefähr 1/137. Darum erschien dem Quantenthe­orie-Pionier Wolfgang Pauli im Traum die Zahl 137, und als er 1958 mit Magenschme­rzen ins Spital kam und auf seinem Zimmer die Nummer 137 sah, rief er: „Hier komme ich nicht mehr lebend heraus!“Tatsächlic­h starb er dort.

Da die Feinstrukt­urkonstant­e aber nicht exakt der Kehrwert von 137 ist, strebt man danach, sie möglichst genau zu messen. Ein Team an der Sorbonne berichtet nun in Nature (2. 12.), dass es die Genauigkei­t verdreifac­hen konnte. Gelungen ist das durch Messung des Rückstoßes, den Rubidium-Atome erfahren, wenn sie Photonen aussenden. Um nicht durch Wärmebeweg­ung gestört zu werden, müssen die Atome sehr kalt sein. Ihre Bewegungen werden mit einem Interferom­eter gemessen, also mit einer Methode, die darauf beruht, dass auch Atome Wellen sind.

So ist 1/ nun mit elf signifikan­ten Stellen bekannt: 137,03599921. Das könnte helfen, die Suche nach Teilchen der Dunklen Materie einzuschrä­nken. Und es macht es noch unwahrsche­inlicher, dass das Elektron aus kleineren Teilchen besteht. (tk)

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