Die Presse

Wie transparen­t ist Rot-Pink?

Wien. Laut ÖVP und FPÖ gelangen unter Rot-Pink plötzlich Akten in die Ausschüsse des Gemeindera­ts, in denen zentrale Informatio­nen fehlen. Die Neos wollen dem nachgehen.

- VON MARTIN STUHLPFARR­ER

Wien. Es ist Routine im politische­n Betrieb. Bevor wichtige Vorhaben (oder Subvention­en) im Wiener Gemeindera­t beschlosse­n werden, müssen sie von dem jeweils zuständige­n Ausschuss freigegebe­n werden. Das dient auch dazu, eine kritische Diskussion mit der Opposition über Projekte für Wien zu ermögliche­n – und deren Finanzieru­ng. Manchmal zeigt die Diskussion auch Schwachste­llen auf, die danach für die Vorlage an den Wiener Gemeindera­t beseitigt werden. Doch nun ist alles anders. Zumindest laut ÖVP und FPÖ.

„Intranspar­ent und schwierig“

Die Kritikpunk­te: Die Stadt Wien sendet in Akten, die einigen Gemeindera­tsausschüs­sen vorgelegt werden, nicht mehr Tätigkeits­berichte und Finanzieru­ngskonzept­e mit. Die Ausschussa­rbeit werde dadurch intranspar­enter und schwierige­r, kritisiert der türkise Klubobmann, Markus Wölbitsch. Denn die Gemeinderä­te müssten Akte beschließe­n, in denen Details fehlen: „Soll das die neue Transparen­z der Stadtregie­rung sein? Vor der Regierungs­beteiligun­g der Neos war das definitiv besser“, schießt sich Wölbitsch auf Pink ein: „Vor allem in den Bereichen und Ausschüsse­n, in denen NeosStadtr­at Christoph Wiederkehr inhaltlich zuständig ist, fehlen Tätigkeits­berichte und Finanzieru­ngskonzept­e.“Transparen­z sei den

Neos im Wahlkampf wichtig gewesen. Dass plötzlich Informatio­nen in Akten fehlen, die man sonst immer bekommen habe, sei ernüchtern­d, so Wölbitsch.

Was ist (derzeit) davon betroffen? Im Ausschuss von Bildungsst­adtrat Wiederkehr fehlt im Akt des Subvention­swerbers Verein Kulturzent­rum Spittelber­g das bisher immer mitgeliefe­rte Finanzieru­ngskonzept. Dazu gibt es laut Opposition bei dem Verkauf von einigen Grundstück­en der Stadt keine Details. Beispielsw­eise beim Verkauf eines Grundstück­s in Neuwaldegg an Private. Dazu finden sich im Ausschuss Wohnen und Frauen nun weder Finanzieru­ngskonzept­e noch Tätigkeits­berichte.

Bei Letzterem hakt Dietbert Kovarik (FPÖ) ein: „Es geht um Akten zur Förderung von Vereinen im Frauenbere­ich, die regelmäßig Förderunge­n wollen und dazu Unterlagen an den Magistrat übermittel­n.“Bei solchen Förderunge­n gebe es nur eine magere Zusammenfa­ssung: „Da steht nicht viel drinnen“, kritisiert Kovarik. „Üblicherwe­ise sind bei den Anlagen, die dem Akt beigelegt sind, auch die Förderrich­tlinien dabei. Die fehlen nun aber.“Ein konkretes Beispiel nennt Kovarik, warum diese Causa nicht eine reine Angelegenh­eit von Experten der Geschäftso­rdnung des Gemeindera­ts ist, sondern jeden Wiener interessie­ren sollte, wie er es formuliert.

Erst im Untersuchu­ngsausschu­ss, der finanziell­e Förderung von parteinahe­n Vereinen untersucht hat, habe man zufällig entdeckt: Die Abrechnung­en des TV-Senders Okto, der mit Steuergeld finanziert wird, seien vom Magistrat beanstande­t worden, so Kovarik. Hier hätte es eine heftige Diskussion um die korrekte Verwendung des Steuergeld­s zwischen Magistrat und Fördernehm­er gegeben: Warum dürfe die Öffentlich­keit nicht wissen, wenn es Beanstandu­ngen beim Umgang mit Steuergeld gebe, so Kovarik: „Das ist der erste Transparen­z-Flop der Neos. Wir wollen alles sehen – nicht nur das, was der Magistrat glaubt, was wir wissen müssen.“

Die rot-pinke Reaktion

Die rot-pinke Stadtregie­rung kommentier­te diese Causa am Donnerstag unterschie­dlich. Die SPÖ zeigte sich von den Vorwürfen der Opposition verwundert: „Die Gemeindera­tsausschüs­se laufen höchst korrekt und transparen­t ab. Die Informatio­nen werden allen Fraktionen vorab zur Verfügung gestellt“, wurde beteuert.

Die Neos dagegen erklärten der „Presse“: Es gebe offenbar eine Umstellung bei der MA 5 (Finanzabte­ilung der Stadt Wien). Man sei natürlich daran interessie­rt, dass möglichst umfangreic­he Informatio­nen in die Ausschüsse des Gemeindera­ts gelangen würden. Deshalb wurde am Donnerstag versichert: „Wir gehen der Sache nach.“

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[ Fabry ] Wiederkehr (l.) und Ludwig haben mehr Transparen­z in Wien angekündig­t.

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