Eine unglaubliche Chuzpe, Herr Botschafter
„Warum Ungarn und Polen ein Veto einlegen müssen“, Gastkommentar von (Ungarns Botschafter) Andor Nagy, 1. 12.
Sehr geehrter Herr Botschafter! Dass Korruption, Kleptokratie, (sprachliche) Chuzpe, daraus folgende Realitätsverweigerung und die Aushöhlung der Rechtsstaatlichkeit Hand in Hand gehen, kennen wir von noch repressiveren Regimen, als es der Orbanismus in Ungarn und die PiS in Polen bereits zeigen: Russland und China.
All diese Attribute treffen mehr oder weniger also auch auf Ihr Land zu, und Sie besitzen dennoch die Kühnheit (wohl wider besseres Wissen), den Grund der EU, das Auszahlen von Milliardenbeträgen an einen Rechtsstaatsmechanismus zu knüpfen, auf die im Vergleich dazu geradezu lächerliche Frage der Verweigerung der Aufnahme von Migranten zu reduzieren. Eine unglaubliche Chuzpe!
Die berühmt-berüchtigte britische Rosinenpickerei verblasst angesichts Ihrer Sicht der Dinge zu einem Scharmützel unter Freunden, zumal GB nie demokratische Freiheiten (Medien/Oligarchenaufkauf, Meinung/Soros-Bashing, Justiz, Kultur/Orban-´Hörige etc.) infrage gestellt oder sogar illiberalisiert hat (ein besonders hinterhältiger Orban’scher´ FeigenblattEuphemismus).
Ihr Pochen auf den EU-Vertrag im Kontext der fraglichen Milliarden dehnen Sie bezeichnenderweise nicht auf die Verpflichtung zur Einhaltung rechts
staatlicher Mindeststandards aus.
Hätte es eines weiteren Beweises bedurft, wie sehr Ungarn die eingangs angeführten Ingredienzen mangelnder Rechtsstaatlichkeit bereits einsetzt, welche allesamt die Realität vernebeln, schönen, wenn man so will, Ihr Kommentar in der „Presse“hätte diesen mühelos erbracht.
Mag. Thaddäus Brugger, 2201 Gerasdorf