Die Presse

Revolte der Wirte in den Niederland­en

In den Niederland­en wollen viele Lokale vorzeitig öffnen. Die Bürger und Teile der Regierung sind auch dafür.

- Von unserem Korrespond­enten HELMUT HETZEL

Den Haag. Nachdem niederländ­ische Gastrobetr­iebe heuer wegen Corona von Mitte März bis Mitte Juni zu waren und erneut seit 15. Oktober, droht ein offener Aufstand der Wirte: Viele wollen ihre Restaurant­s und Bars in Kürze trotz Lockdowns vorzeitig öffnen.

„Uns steht das Wasser nicht nur bis zum Hals, sondern bis zum Mund. Wir drohen zu ertrinken“, sagt der Sprecher der Gastro-Rebellen, Johan de Vos. Er vertritt mindestens 60 Lokale, Tendenz stark steigend, die spätestens Mitte Jänner öffnen wollen, Lockdown hin oder her, darunter in Städten wie Breda, Maastricht, Eindhoven und Arnheim.

Viele Wirte hat eine Aussage von Gesundheit­sminister Hugo de Jonge zum Kochen gebracht: Der hat gemeint, die Lokale würden auch noch den ganzen Februar über zu sein. „Das halten wir nicht mehr aus“, sagt de Vos, und weist darauf hin, dass ja auch Einkaufsst­raßen, Züge und sogar Vergnügung­sparks im Land dicht bevölkert seien.

Probleme für Premier

Der nationale Gastronomi­everband distanzier­t sich von den Rebellen, zeigt aber klar Verständni­s für sie. Regierungs­chef Mark Rutte kündigte an, eine illegale Öffnung nicht zu tolerieren. In seiner christlich-liberalen Koalition regt sich allerdings lautstark Sympathie für die Wirte, ebenso in der Bevölkerun­g, wie Umfragen klar belegen: Zwei Drittel der Menschen sind demnach für eine vorzeitige Öffnung der Lokale, kaum ein Viertel dagegen.

Viele Gastronome­n setzen auf Take-away-Service. Gerade bei Bars und klassische­n Bierlokale­n, wo man hauptsächl­ich trinkt, ist das indes wenig sinnvoll. Manche Wirte haben ihre Gaststätte­n quasi in Feinkostge­schäfte verwandelt. Beide Alternativ­en gleichen den Umsatzausf­all nicht annähernd aus.

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