Die Presse

Acht Mal „schuldig“, sechs Freisprüch­e

Buwog-Prozess. Die Strafen reichen von acht Jahren Haft für Grasser bis hin zu Freisprüch­en für einige „kleine“Angeklagte.

- VON MANFRED SEEH

Die doch empfindlic­hen Strafen für Karl-Heinz Grasser, Walter Meischberg­er und den einzigen Mann, der zum Teil gestanden hat, Peter Hochegger, waren wohl nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Doch auch am anderen Ende der Skala gab es Überraschu­ngen: Immerhin sechs Angeklagte wurden im Zweifel freigespro­chen. Ob bei diesen die Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) „stillhält“, oder ob sie per Rechtsmitt­el Schuldsprü­che fordert, ist vorerst noch offen. Die Ankläger können sich ihr Vorgehen bis 7. Dezember überlegen. 8 Jahre UNBEDINGT Untreue, Beweismitt­elfälschun­g, Geschenkan­nahme durch Beamte Karl-Heinz Grasser (51) Der in Klagenfurt geborene Ex-Politiker, der von Februar 2000 bis Jänner 2007 Finanzmini­ster der schwarz-blauen Bundesregi­erung war (zuerst als FPÖ-Mann, dann parteifrei, aber mit starker ÖVP-Nähe) bekam wegen Untreue und anderer Delikte (siehe Seite 1) acht Jahre Haft. Weder dieses noch ein anderes Urteil ist rechtskräf­tig. Nach Urteilsver­kündung erklärte Grasser vor Journalist­en: „Das Urteil hat nichts mit Fairness und Gerechtigk­eit zu tun.“Und: „Ich weiß, dass ich unschuldig bin.“Übrigens: Eine überlange Verfahrens­dauer und damit einen Verstoß gegen die Menschenre­chtskonven­tion konnte die Richterin trotz der Ausdehnung der Ermittlung­en und des Prozesses nicht erblicken. 7 Jahre UNBEDINGT Untreue, Beweismitt­elfälschun­g, Geschenkan­nahme, Bestechung Walter Meischberg­er (61) Weil er oft nur als „Grassers Trauzeuge“bezeichnet wird, hat Walter Meischberg­er schon beim Auftakt des Prozesses erklärt, dass er viel mehr als das (gewesen) sei. Tatsächlic­h brachte es der in Innsbruck geborene frühere Heizungste­chniker, der später zur „Buberl-Partie“von Jörg Haider gezählt wurde, in den 1990-er-Jahren zum FPÖ-Generalsek­retär und Nationalra­t, ehe er wegen einer Steueraffä­re sein Mandat aufgeben musste. Später wurde der Tiroler Politik-Berater, einer seiner Schützling­e war Grasser. Nun erwischte es Meischberg­er und damit jenen Mann, der angab, er habe die BuwogProvi­sion rechtmäßig bekommen (nur leider nicht gleich versteuert), empfindlic­h: Er bekam sieben Jahre Haft. 6 Jahre UNBEDINGT Untreue, Falschauss­age, Bestechung Geschenkan­nahme, Unterschla­gung Peter Hochegger (71) Mit seiner PR-Agentur Hochegger Communicat­ions war er einst gut im Geschäft. Zu seinen prominente­n Kunden zählte die Telekom Austria. In einem der TelekomPro­zesse wurde Hochegger bereits zu zwei Jahren teilbeding­ter Haft verurteilt. Der Gefängnisa­ufenthalt – acht Monate musste er „sitzen“– veränderte den Menschen Hochegger. Der einstige Netzwerker zog danach nach Fortaleza, Brasilien, kehrte aber „brav“zu allen Gerichtste­rminen zurück und legte im Buwog-Prozess als einziger ein Teilgestän­dnis ab. Fortan hörte er sich entspannt, manchmal im bequemen roten Pullover, die Befragunge­n der anderen Angeklagte­n an. In Prozesspau­sen ließ er die eine oder andere Lebensweis­heit hören, seine Schlusswor­te waren: „Ich habe in einem Korruption­sbiotop gelebt, in dem sich einige wenige ständig Vorteile auf Kosten der Allgemeinh­eit verschaffe­n.“Nun bekam er sechs Jahre zusätzlich­e Haft. Das Geständnis habe nicht zur Wahrheitsf­indung beigetrage­n, sagte die Richterin. Es sei nicht reumütig gewesen – also kein Milderungs­grund. 2 Jahre UNBEDINGT Untreue, Bestechung Karl Petrikovic­s (66) Als Vorstand der Immofinanz Immobilien Anlagen AG und damit als Teil des Konsortium­s (diesem gehörte auch die Raiffeisen Landesbank Oberösterr­eich an), das die Wohnungen um 961 Millionen Euro erworben hat, soll er Grasser Bestechung­sgeld versproche­n haben - eben in Form der Millionenp­rovision. Petrikovic­s hatte erklärt, er habe den PR-Mann Hochegger eingeschal­tet, um den Buwog-Deal an Land zu ziehen. Dieser habe einen „exzellente­n Job gemacht“. So sei es gelungen, die Konkurrenz im Rennen um die Bundeswohn­ungen, die CA Immo, auszustech­en. Woher Hochegger seine Top-Informatio­nen hatte, nämlich von Meischberg­er (und dieser laut An

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria